An Fr.

Wenn aus deinen sanften Blicken
Wonne für mein Herze fließt,
Und dein holder Mund Entzücken
In mein Innerstes ergießt:
O so tadle nicht die Triebe,
Die dein Reiz in mir erregt;
Du verachtest sonst die Liebe,
Die sich schwer zu rächen pflegt.
Lange streitet in der Stille
Die Vernunft und Leidenschaft:
Seh' ich dich, so wird mein Wille
Und mein Vorsatz hingerafft.
O dies Zweifeln, dies Bemühen
Raubt mir alle meine Ruh'.
Soll ich hoffen, soll ich fliehen –
Wenn ich liebe, lieb' auch du!
Liebe mich, du wirst empfinden
Wie durch Zärtlichkeit und Treu',
Wenn zwei Seelen sich verbinden,
Himmlisch süß die Liebe sei.
O da wird uns manche Stunde
Unter Kuß und Druck entfliehn,
Wenn wir Beide Mund auf Munde
Neues Feu'r zur Liebe ziehn.
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Ha, ich les' in deinen Zügen,
Daß dein Herz gewonnen ist.
Unaussprechliches Vergnügen,
Da du nun die Meine bist!
Böt' ein König seine Krone
Mir statt deiner Liebe an;
Wählt' ich dich statt seinem Throne,
Der nicht so beglücken kann.

Notes
Entstanden 1784-1787. Erstdruck nicht ermittelt.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Schubart, Christian Friedrich Daniel. An Fr.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0142-D