[145] Am 17ten Februar 1816

(Ihrem Geburtstage.)


Sind Kränze nicht der Schmuck der Schönen?
Führt nicht bekränzt die Braut den Tanz?
Muß nicht ein Kranz den Helden krönen?
Ist nicht des Liedes Lohn ein Kranz?
Drum sollen stets auch diese Stunden,
Weil sie so Schönes uns verliehn,
Vom duft'gen Blumenkranz umwunden,
Sich schmücken mit des Frühlings Grün.
Mag auch der Winter sein sie nennen,
Weil er noch rauh die Flügel schwingt,
Wie sollen wir den Lenz erkennen,
Als an den Gaben, die er bringt?
Und sagt nicht jedes Herz sich immer,
Wenn ihm dein Auge freundlich lacht:
Der schönste May, wohl hat er nimmer
So holde Blumen uns gebracht!
[146]
Des Lebens leichte Flügel bindet
An Raum und Zeit der stolze Wahn;
Doch was den Gott in sich empfindet,
Das schwebt auf selbsterkohrner Bahn.
Hell flammt ein himmlischer Gedanke
Auch aus des Kummers Nacht hervor,
Und blühend schlingt die zarte Ranke
Am rauhen Felsen sich empor.
So zog mit seinen Dienern allen,
Mit Duft, Gesang und Sonnenschein,
Einst in des Winters dunkle Hallen
Der schöne Frühling prangend ein,
Und ließ aus seinen Siegeszweigen,
Um jenen holden Augenblick
Nach fernen Jahren zu bezeugen,
Die schönste Blume, dich, zurück.
Drum schmücke stets mit allen Blüthen,
Mit Allem, was im jungen Jahr
Die Wiesen und die Haine bieten,
Sich dieser Tag sein goldnes Haar.
Den Sieger mag der Lorbeer krönen,
Die Liebe sich der Myrte freun;
Dem holden Geber alles Schönen
Muß alles Schöne dienstbar seyn.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schulze, Ernst. Gedichte. Poetisches Tagebuch. Zwey Augenblicke. Am 17ten Februar 1816. Am 17ten Februar 1816. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0623-D