[Ich glaub so fast in einen Gott]

[52] [59]1.
Ich glaub so fast in einen Gott
Von ewigkeit allmächtig;
Verspey der vilen götzen rott,
Von stein, vnd holtz verächtig.
All krafft vnd macht von ewigkeit,
Gott Vatter hat alleine,
Sein ist allein all herrlichkeit;
Wer ist nun, ders verneine?
2.
Er schuff die glantzend himmel rund,
Son, Mon, vnd Stern beyneben,
Die Erd legt er zum mittelgrund,
Mit wasser hoch vmbgeben.
Vom Vatter kam es alles her,
(Merckt auff ihr menschen kinde.)
Erd, Himmel, vnd das große Meer
Im augenblick geschwinde.
[59] 3.
Ich glaub zugleich in Jesum Christ:
Möcht ich mein hertz erbrechen,
Er gwiß mir drin gemahlet ist,
Mag wol mit warheit sprechen.
Vom Vatter ist er wunderlich
Von ewigkeit entsproßen,
Zu vns hernacher sanfftiglich
Vom Himmel abgefloßen.
4.
Geboren auß Maria rein,
Von Gott dem Geist entfangen.
Ist worden vns ein kindlein klein,
In armen sichs ließ fangen.
Die Mutter blieb ein reine magt,
Gebar ohn mänlich saamen:
Also wurd Gott zur welt gebracht,
Vnd Iesus hieß mit namen.
[60] 5.
Für vns hat er sich geben dar,
Verspottet, vnd verhönet:
Sein leib wurd ihm zerrißen gar,
Sein haupt mit dörn gekrönet.
Pilatus gab das vrtheil rund,
Die Juden woltens haben:
Am Creutz er starbe sehr verwund,
Bald drauff wurd er begraben.
6.
Er fuhr zur höllen tieff hinab,
Zerbrach all eisen pforten;
Dem Feind es großen schrecken gab,
Er straffet sie mit worten.
Der frommen Vätter kett, vnd band,
So da gefangen lagen,
Zertrennet er mit vaster hand;
Stund auff nach dreyen Tagen.
[61] 7.
Zum himmel fuhr er schwind hinauff,
In lufften hoch erhoben;
All geister lieffen bald zuhauff,
Ihn thetens wunder loben.
Er sitzt ans Vatters rechten hand,
Ein Sohn von Gott geboren:
Regiert von dannen alle land,
Ein könig außerkoren.
8.
Er kompt gewiß an jenem tag,
Die welt mit recht zu richten,
Wird hören an all red, vnd klag,
All händel wird er schlichten.
O Gott wer mag alßdann bestahn,
Vnd retten sich met rechte,
Wan du wilt zu gerichte gahn,
Mit deinem armen knechte?
[62] 9.
Ich glaub zu gleich an einen Geist
Mitt Vatter, vnd dem Sohne.
Vnd obs man drey personen heißt,
Ist nur ein Gott, ein krone.
Sein Kirch hat er auff diser welt
Versehn mit Sacramenten:
Drin wohnen Völcker vngezehlt,
Ohn ketzer, vnd verblendten.
10.
Mit Gottes Heyligen wir all
Gemeinschafft sollen pflegen:
Sie retten vns für vngefall,
Wir ehren sie dargegen.
Mit vns sie billich loben Gott,
Vmb seiner milten güte,
Er laßet nach all mißethat:
Dafür er vns doch hüte.
[63] 11.
Das Weitzenkörnlein nicht verdirbt,
Wans felt im acker nider:
Dan obs schon in der erden stirbt,
Doch kompt es endlich wider:
Also wan vnser fleisch, vnd blut
Den würmen vbergeben,
Schon gar im grab verfaulen thut;
Doch soll es wider leben.
12.
Dan wird ein ewigs leben sein,
In wollust, oder leiden:
Der böß wird leben in der pein,
Der from in tausend freiden.
Drumb was gesagt: nur wol betracht,
Ihr menschen groß, vnd kleine:
Nemt frey mit wacht: die schantz in acht,
Dan ichs getrewlich meine.

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TextGrid Repository (2012). Spee, Friedrich. Gedichte. Geistliche Lieder aus dem Güldenen Tugendbuch. [Ich glaub so fast in einen Gott]. [Ich glaub so fast in einen Gott]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-11D2-A