[197] Botschaft

Du sollst wieder fühlen,
daß alle stark und jungen Kräfte dich umschweifen,
Daß nichts stille steht,
daß Gold des Himmels um dich kreist
und Sterne dich umwehn,
Daß Sonne und Abend niederfällt
und Winde über blaue Meeressteppen gehn,
Du sollst durch Sturz und Bruch der Wolken
wilder in die hellgestürmten Himmel greifen.
Meintest du,
die sanften Hafenlichter könnten deine Segel halten,
Die sich blähen wie junge Brüste,
ungebärdig drängend unter dünner Linnen Hut?
Horch, im Dunkel, geisterhafte Liebesstimme,
strömt und lallt dein Blut –
Und du wolltest deine Hände müde zur Ergebung falten?
Fühle:
Licht und Regen deines Traumes sind zergangen,
Welt ist aufgerissen,
Abgrund zieht und Himmelsbläue loht,
Sturm ist los
und weht dein Herz in schmelzendes Umfangen,
Bis es grenzenlos zusammensinkt
im Schrei von Lust und Glück und Tod.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Gedichte. Verstreute Gedichte aus den Jahren 1910 bis 1914. Botschaft. Botschaft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-14E6-8