[281] [283]Leipzigs Schlacht

1813.


Ode.


Wie Aetna's Wucht belastet die Riesenbrust
Des Typhon – zuckt er, dumpf das Gebirg' erkracht
Mit Kluft und Hainen; stöhnt er, Wolken
Wirbeln empor sich mit Asch' und Flammen –
So lag des Grames Bild auf der Seele mir
In jener schwarzen Stunde des Strafgerichts,
Die ausgoß ihres Zornes Schaalen
Ueber den Busen des Vaterlandes.
Nun kränze deine Locken, Germania,
Dein Haupt erhebe hoch und dein Aug' umher,
Dein großes, blaues Auge! Welch ein
Morgen verscheuchte die Nacht des Drangsals!
[283]
Ihr Vortrab schwärmte längst in der Dämmrung Graun,
Ein täuschendes Gewimmel von Geisterchen
Des Irrsals, Schwindels, gleich umflatternd
Tempel und Thron und des Schreiblers Lampe.
Schlau ihren Apfel hatt' in die Völkerschaar
Des Einen Urstamms Eris-Tisiphone
Geworfen, und der Zwietracht Saaten
Ernteten Jene, die nun verstäubt sind,
Wie Sand des Heerwegs! Siehe, wie starren dort
Gefild' und Ströme, wo sich die Hord' ergoß
In Roßbachs Flucht, von Leichen, Waffen
Fernhin geschleudert und Geier-Fahnen!
Ja Geier sind es! Nenne nicht Adler sie,
Du deutsche Zunge! Geier! und Hornisse,
Nicht Bienen sind's, die nun den Prunkschild –
Blühender Lilien einst – umschwirren.
Gab Moskow's Schlitten Flügel dem Fliehenden?
Ha Xerxes Nachen! – als Er im Huy dem Heer
Den Rücken kehrte, Held und Klepper
Reichend in Angst vor des Treibers Geißel!
[284]
Die Rach' erkohr Ihn! Unter des Corsen Fuß
Gestampfet, solltest büßen du, Gallia,
Das Blut der Bessern, die zum Schmaus des
Thronenden Pöbels dein Mordstahl würgte.
Verduftet war die Würze des Mörderspiels,
Da schwoll empor Er selber die lebende –
Verzeih mir's, Muse! – Guillotine,
Schleppend zur Schlachtbank auf Heerschaar Heerschaar;
Bartloser Fäntchen Schwärme, wie Abendhauch
Die Mückenwolke, jagend zum Acheron,
Von Heerd und Pflug, gleich Südpols Wilden,
Fällend den Baum um die Frucht zu naschen.
Bist deutsch nun, Vater Rhein! doch erzürne nicht,
Wenn ich den Wonnebecher bei'm Kaiserfest,
Das unserm Franz mit freier, deutscher
Krone noch einmal die Schläfen gürtet,
Statt deines Goldes fülle mit Purpurwein,
Den, säh' er meinen Jubel – o lächle nur –
Mir durch Garonna's Nymph' als Feirtrunk
Sendete Wellington, Englands Blücher!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stolberg, Christian Graf zu. Gedichte. Gedichte. Leipzigs Schlacht. Leipzigs Schlacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-19BE-D