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In dem Gehölze, welches zwischen Norddöllen, Goldenstedt und Lutten liegt, hört man oft einen des Nachts rufen: »Hoho!« und manchmal auch Hundegebelle. Dort war nämlich einst ein Jäger, welcher lange Zeit nichts treffen konnte. Zu diesem gesellte sich einst ein anderer unbekannter Jäger, welcher sich für einen Förster ausgab, der kürzlich bei einem Adeligen in der Nähe angestellt war. Wie sie nun zusammen gingen, bemerkte der erstere, daß der neue Jäger alles treffen konnte, und mußte mit Verwunderung sehen, daß er garnicht fest zu zielen brauchte. Zuletzt fragte er ihn, wie er doch alles so leicht treffen könne, und erzählte von seinem Unglück, das er in der letzten Zeit gehabt. Da sagte der andere: »Wenn du Lust hast, alles zu treffen, so kann ich es dich wohl lehren, wenn du nur tun willst, was ich dir sage«. Als jener versprochen und ihm die Hand darauf gegeben, fuhr der Fremde fort: »So gehe in den nächsten Tagen zum Abendmahl, nimm aber die Hostie gleich wieder aus dem Munde, komme damit hier in den Wald, wo du allein bist, nagle die Hostie an einen Baum und durchschieße sie.« Da der Jäger eine große Lust hatte, alles zu treffen, befolgte er den Rat und hat auch nachher alles schießen können. Nach seinem Tode aber ist er wiedergekommen und muß nun jagen immerfort, und sein Rufen und das Bellen seiner Hunde sind es, die den Wanderer in jenem Holze erschrecken. – Ein Mann aus Astrup, welcher einst durch das Holz kam, hörte ihn rufen. Erst beachtete er es nicht und ging ruhig weiter, aber es kam immer näher, bis es zuletzt ganz nahe war. Da überfiel ihn ein Schrecken, und weil er nirgends hinkonnte, umklammerte er in der Angst einen Baum und hielt sich an diesem fest. Auf einmal war der Jäger neben ihm und rief »hoho!« und Hundegebell war um ihn, aber zu sehen war nichts, obwohl es mondhell war. Sowie das Gebell eine kleine Zeit lang gedauert hatte, entstand plötzlich ein Krachen, als wenn alle Bäume zerbrechen wollten. Der Mann lief eiligst nach Hause, aber er hatte sich so erschreckt, daß er gleich in Ohnmacht fiel und lange krank liegen mußte.


(Vgl. 136).

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. 176. [Diejenigen, welche sich im Leben Verbrechen zu Schulden kommen]. g. [In dem Gehölze, welches zwischen Norddöllen, Goldenstedt und Lutten]. g. [In dem Gehölze, welches zwischen Norddöllen, Goldenstedt und Lutten]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-244E-1