t.

In Visbek wohnte in früheren Jahren ein Vogt Schwietering, welcher ganz willkürlich handelte, von den Einwohnern viele Geschenke erpreßte und viele Ländereien mit Gewalt und Unrecht an sich brachte. Lange Jahre hatte er ohne alle Religion gelebt und die Sakramente nicht empfangen. Als er nun krank wurde und die Seinigen darauf drangen, daß ein Pastor geholt würde, bei dem er beichten und sich bekehren möchte, wollte er anfangs von dem alles nichts wissen; doch zuletzt, als er seinem Ende nahe war, willigte er ein und versprach zu beichten, aber nur bei einem bestimmten Pater, welcher damals grade in Emstek sich aufhielt. Rasch wurde Anstalt gemacht, diesen Pater zu holen, und der Fuhrmann erhielt den Befehl, doch so schnell als nur möglich zu fahren. Aber sowie das Fuhrwerk mit dem Pater auf dem Erlter Sandbrinke war, ging der Wagen ganz auseinander, und die beiden, die darauf saßen, fielen zur Erde. Da soll der Pater gesagt haben: »Jetzt geht der Teufel mit dem Vogt los!« Als sie nun in aller Eile zu Fuße ankamen, war der Vogt [228] tot und war grade zu der Zeit gestorben, als der Pater das gesagt hatte. Nach der Zeit ist der Vogt wieder gekommen und hat in Visbek und der Umgegend viel Schrecken verbreitet. Viele haben ihn bald hier bald dort gesehen, und die Leute haben eine solche Angst vor ihm gehabt, daß sich kaum einer getrauen durfte, des Nachts durch Visbek zu gehen. Als einst ein Mann aus Halter eines Abends spät von Visbek nach Hause ging und vor Zeller Averbeks Hause vorüber war, kam etwas hinter ihm, und sowie er sich umsehen wollte, sprang es ihm auf die Schultern und hielt ihn fest umklammert, sodaß er es nicht los werden konnte, und es war auch sehr schwer, sodaß er es kaum tragen konnte. Er glaubte nun, daß es Schwietering sei, und erlitt davon soviel Angst und Schrecken, daß er davon gleich, als er zu Hause ankam, starb. – Ein andermal gingen zwei Jünglinge des Nachts von Norddöllen nach Hogenbögen. Als sie vor dem Dorfe waren, kam ein sehr großer schwarzer Hund zu ihnen und begleitete sie eine Zeit lang. Auf dem Rückwege fand sich der Hund wieder in und blieb auf der nämlichen Straße stets neben ihnen. Nicht lange nachher kamen sie in der Nacht wieder desselben Weges, begegneten abermals dem Hunde und wurden von ihm begleitet. Da fragte der eine, wer er sei, und eine rauhe Stimme antwortete: »Schwietering.« – Auch an den Markengrenzen soll Schwietering gehen, weil er dieselben verrückt hat, und mancher ist des Nachts an den Grenzen vor ihm geflohen.

Die Familie Herzog, früher zwischen Dinklage und Quakenbrück wohnhaft, hat im vorigen Jahrhundert die in Schledehausen bei Bakum gelegene, jetzt vom Pächter Lampe bewohnte Besitzung gekauft gehabt. Der alte Herzog hat früher einen Mord begangen und ist ein Jahr darauf plötzlich gestorben; sein Geist ist aber zur Strafe in einen alten zottigen Pudel gefahren. Dieser Pudel ist von Dinklage mit nach Schledehausen herübergekommen. Jede Nacht um 12 Uhr fängt dieser Pudel an, nicht zu heulen, sondern zu brüllen. Die Angehörigen wagen nicht, das Tier zu töten, weil dann er in ihm befindliche Geist nicht befreit werden kann. Er wird nämlich nur dann befreit werden, wenn der Pudel eines natürlichen Todes gestorben ist, sonst muß er wieder in einen anderen Pudel wandern. Endlich aber der nächtlichen Störung müde, laden sie den Pudel um Mitternacht auf einen Wagen [229] und fahren ihn nach dem Wohld zurück, wo sie ihn in finsterer Nacht abladen und festbinden. Dort mag er brüllen. Drei Jahre darauf findet sich um Mitternacht der alte Pudel in Schledehausen wieder ein und stimmt sein altes Gebrüll wieder an. Keiner wagt vor Angst sich aus dem Hause. Am andern Morgen findet man den Hund vor der Haustüre. Der Geifer fließt ihm aus dem Maule, er ist tot. In derselben Nacht stirbt auch plötzlich der damalige Besitzer der Lampen Stelle.

Als in Friesoythe in münsterschen Zeiten noch Militär lag, stand ein Posten vor dem Wachthause am jetzigen Markt. Der Oberst wollte die Zuverlässigkeit der Wachtsoldaten prüfen und hatte sich ein Drahtgestell mit einem Hundekopf machen lassen, in das er zur Nachtzeit hineinschlüpfte und dann auf allen Vieren bis an das Wachthaus herankroch, um die Wache zu erschrecken. Einige Male waren die wachthabenden Soldaten in abergläubischer Furcht davon gelaufen, schließlich nahm sich einer ein Herz und lief mit den Worten: »Ick stäk en dör un wenn't uk de Düwel is,« auf das Ungetüm los und bohrte seinen Säbel in dessen Leib. Der Oberst war tot. Jetzt spukt er in Gestalt eines schwarzen Hundes in der Gegend, wo sich früher die alte Wallstraße befand.

In der Nähe eines Hauses in Bokah bei Bunnen (Gem. Löningen) zeigte sich öfters ein großer schwarzer Hund. Einige hielten ihn für den Teufel, andere für einen Verdammten. Man wandte sich an einen Pater, der den Spuk nach dem »witten Moor« trieb, einem Sumpf zwischen Bokah und Menslage. Der Pater hinterließ den Hausleuten, die bislang durch den Hund belästigt worden, einen Brief mit dem Auftrage, denselben an den 4 Hochzeiten des Jahres zu lesen. Seitdem ist der schwarze Hund verschwunden.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Fünfter Abschnitt. 179. [Die Wiedergänger erscheinen in mannigfachen Gestalten. Einige zeigen]. t. [In Visbek wohnte in früheren Jahren ein Vogt Schwietering, welcher]. t. [In Visbek wohnte in früheren Jahren ein Vogt Schwietering, welcher]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2861-6