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Zwei Brüder im Saterlande hatten ein Mädchen lieb. Da nun der eine sah, daß das Mädchen seinem Bruder [231] mehr Liebe schenkte als ihm, nahm er sich vor, seinen Bruder aus dem Wege zu räumen. Da er nun eines Abends merkte, daß sein Bruder das Mädchen nach Hause begleitete, ging er ihm nach und versteckte sich unter eine kleine Brücke, über welche der Bruder mußte, wenn er von dem Mädchen zurückkehrte. Als nach langem Warten der glücklichere endlich kam, sprang jener unter der Brücke hervor und versetzte ihm einen Stich in den Unterleib, daß sogleich die Gedärme heraushingen, und der Verwundete bald darauf starb. Der Mörder nahm die Flucht, und niemand wußte, wohin er geflohen war. Aber nicht lange, so wurde er oft und von vielen gesehen. Er ging dann von der Mordstelle über einen Esch und hierauf nach dem Flusse, der Sater-Ems, an deren Ufer er so lange stehen blieb, bis jemand mit einem Fahrzeuge vorüberzog. Dann bat er, sie möchten ihn übersetzen. Geschah dies, so legte er ein Stück Geld auf die Mastbank und stieg dann aus. Dabei sahen denn die Leute zu ihrem Schrecken, daß er einen Pferdefuß hatte. Dies ist oft und an vielen Stellen gesehen.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. v. [Zwei Brüder im Saterlande hatten ein Mädchen lieb. Da nun der eine]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-28B5-8