v.

Einst hatte Pastor T. zu Strücklingen, welcher die schwarze Schule durchgemacht hatte, auf Rhauderfehn einen katholischen Kranken mit den Sterbesakramenten versehen und kehrte nach vollbrachter Handlung in ein Wirtshaus ein, denn [352] er trank gern mitunter einen Kleinen. Da saßen nun viele Schiffer, wüstes Volk darunter, die fingen an, auf den katholischen Glauben zu schimpfen und mit dem Pastoren zu disputieren. Sie hielten aber nicht Fuß am Mal und hörten nicht auf des Pastoren Gründe, sondern hatten es darauf abgesehen, den Schwarzrock ein bischen durchzubläuen. Der Pastor schien aber gar keine Furcht zu haben, obgleich dem Küster das Hemd auf dem Leibe bebte. Als es immer ärger wurde, ging der Pastor einmal hinaus, als ob er etwas verrichten wolle, kam aber bald wieder mit einem großen schwarzen Hunde, der legte sich zwischen seine Beine und hatte Augen im Kopfe wie Obertassen und guckte mit seinen großen Augen von einem auf den andern, als wolle er sich den besten Braten aussuchen. Wie das die Leute sahen, machten sie, daß sie von dannen kamen, und bald war das ganze Haus leer. – Einmal war einem Mädchen aus Langholte ein goldener Halsschmuck, ein Kreuz, gestohlen. Sie ging daher am Sonntag morgen nach Strücklingen zum Pastor T., der war noch nicht aufgestanden, kam aber bald aus seiner Schlafstube heraus, halb angezogen, die Hosenträger noch in der Hand. Nachdem er dem Mädchen guten Morgen geboten, sagte dieses: »Herr Ohm, ick wull myn Krüs woll wärhebben,« »Nun,« erwiderte er, »was weiß ich von deinem Kreuze?« »Ja, sei hebbent mi stahlen,« sagte das Mädchen. Der Pastor versicherte nochmals, er wisse nichts von ihrem Kreuze; das Mädchen aber fing immer wieder von neuem an: »Herr Ohm, ick wull myn Krüs woll wär hebben,« so daß der Pastor endlich, des Geredes überdrüssig, ausrief: »Mach, daß du wegkommst; wer dir dein Kreuz gestohlen hat, soll dirs auch wohl wieder bringen, sonst soll ihm der Teufel den Hals zerbrechen.« Kaum hatte der Pastor das gesagt, so ging das Mädchen freudig fort. Das war zur Zeit, als in Langholte noch keine Kirche war, und die Leute noch nach Namsloh zur Kirche mußten. Das Mädchen ging also erst zur Kirche, und auf dem Wege erzählte sie den Langholtern, sie werde jetzt ihr Kreuz wieder bekommen, denn Herr Ohm hätte gesagt, wenn der Dieb es nicht wiederbringe, werde ihn der Teufel holen. Unter den Zuhörern war einer, der Verdacht auf einen andern hatte, und zu Hause angekommen, ging er zu demselben und sagte: »Hör mal, wenn du's getan hast, so bringe es erste Zeit wieder zurück, denn Herr Ohm hat gesagt, wer's nicht wieder brächte, dem solle der Teufel den Hals zerbrechen, und du weißt, Herr Ohm der [353] verstehts.« In der folgenden Nacht hatte das Mädchen sein Kreuz wieder.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Achter Abschnitt. A. Einzelne Teufelsbündnisse. 204. [Wenn jemand in schwerer Geld- oder Liebesnot ist, aus Eigennutz]. v. [Einst hatte Pastor T. zu Strücklingen, welcher die schwarze Schule]. v. [Einst hatte Pastor T. zu Strücklingen, welcher die schwarze Schule]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-29C2-2