[379] 565. Großenmeer.

a.

Das Kirchspiel Großenmeer hat seinen Namen daher, weil hier vor Zeiten das Wasser aus der ganzen Umgegend zusammenströmte und einen großen Landsee, plattd. Meer, bildete. Es ging damals die Liene von der Weser her mitten durch das Kirchspiel in die Jade, und die Schiffe konnten von der Weser hier binnendurch nach der Jade fahren. Der älteste Wohnplatz im Kirchspiel ist das Fährhaus zu Barghorn, so benannt, weil dort eine Fähre über die Liene war. Nahe bei diesem Fährhaus sollen auch ehedem Kirche und Pfarrhaus gestanden haben.

b.

Als einst an einem Sonntagmorgen die Gemeinde Großenmeer in der Kirche versammelt war, und der Pastor betend vor dem Altare stand, wagte es der Teufel, in das Gotteshaus einzudringen. Nur der Pastor bemerkte ihn, und rasch entschlossen ergriff er einen zinnernen Altarleuchter, der hinter ihm stand, und schleuderte ihn den Hauptgang entlang nach dem Teufel. Die Gemeinde war erstaunt über das Benehmen des Pastors, bis dieser sie belehrte, wen er vor sich gesehen hatte, und ein sehr übler Geruch, der sich durch die Kirche verbreitete, seine Aussage bestätigte. Der Leuchter lag sehr verbogen und beschädigt im Gange und dabei ein altes, rauhes Ding, das fast wie eine Pelzmütze aussah. Beide Stücke werden noch jetzt auf dem Kirchenboden zu Großenmeer aufbewahrt.


Vgl. 192e.

c.

Bei Salzendeich ist eine Fußpfadstrecke, welcheTaterpadd heißt, weil dort eine zeitlang Tatern, Zigeuner, lagen. Einst fanden diese Leute ein totes Schwein, sie nahmen es und zerschnitten es, um das Fleisch nach und nach zu verzehren. Die Frau machte auch Würste davon, und als ihr Mann eines Abends von seinen Gängen zurückkehrte, ließ die Frau ihn die Zahl der Würste raten. Jener sagte: »Seß un dartig«. Die Frau klatschte in die Hände und rief: »Kreck, Jan, seß un dartig.« Das ist nachher zum Sprichwort geworden.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 565. Großenmeer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2DDD-4