545. Essen.

a.

Zwischen Essen und Quakenbrück fließt ein kleines Wässerchen, auf welchem man früher jeden Abend ein Licht erblickte, daher man die Stelle mied. Da geschah es eines Abends im Winter bei hohem Schnee, daß ein Kaufmann namens Frühstück des Weges ritt. Er wollte vorüber reiten; aber wegen des hohen Schnees irrte er sich im Wege, geriet in das Wasser und ertrank samt seinem Pferde. Seitdem hat man das Licht nie wieder gesehen. Nachmals ist über das [349] Wasser eine Brücke gebaut, die noch jetzt den NamenFrühstücks-Brücke hat.

Nicht weit von der Frühstücksbrücke liegt dieMagordebrücke, auch die Flur dabei heißt Magorde, wahrscheinlich aus Malgarten entstanden. Kloster Malgarten lag nämlich früher in Essen, und die Magorde benannten Grundstücke werden Klostereigentum gewesen sein. Eine Sage knüpft sich nicht an den schon im 12. Jahrhundert nach Malgarten verlegten Konvent.

b.

Am Wege nach Bevern, etwa 10 Minuten vom Orte Essen, liegt zur rechten Hand der Kerkenberg, hochgelegenes Ackerland, der Pfarre gehörig. Pastor Frye in Essen bemerkt 1771, es gehe die Sage (ut traditur), auf dem Kerkenberg solle in urältesten Zeiten die rechte Pfarrkirche gestanden haben und vom Hasefluß fortgerissen sein. »In jüngeren Jahren et tempore antecessorum meorum«, fährt er fort, »hat, wie ich von uralten, bereits verstorbenen Leuten gehört, der Fluß einen großen Teil annoch von dem Kirchenberg abgerissen, und ist dies nicht zu bewundern, weil der Hasefluß ein Ufer hat, welches in der Höhe beiläufig 30 Fuß ausmacht.« Gegenwärtig fließt die Hase weit vom Kerkenberg, aus dem früheren Flußbett sind Wiesen geworden. – Jetzt lebende Leute (1908) sagen, auf dem Kerkenberg sei in einer provisorischen Kirche Gottesdienst gehalten, als die Schweden in Essen lagen und die alte Kirche für sich benutzten. (Historisch steht soviel fest, daß die Schweden den katholischen Pastor Brand ab- und einen evangelischen Pastor einsetzten.)

c.

In der Nähe der Blocksmühle, dort, wo der Hemmelter Bach in die Hase mündet, ist in der Hase eine Stelle, die man die Pfennigfurt nennt. Als noch keine Brücke über die Lagerhase bei Zeller Siemer gebaut war, sind hier nach Ouakenbrück bestimmte Wagen durch die Hase gefahren und haben dann für Vorspann Geld zahlen müssen.

d.

Das adelige Haus Calhorn hieß ursprünglich Karlshorn, dasselbe ist schon zu Zeiten Karls des Großen ein Jagdschloß gewesen. Ein altes Gebäude, Hundestall geheißen, stand dort noch im 19. Jahrhundert.

Vorspuk: 158 p, Spuk auf Lage: 185z, Wiedergänger auf Trentlage: 176 f, Lüngskuhle: 185gg, Teufelsbündnis: 204k. Kapelle in Bevern: Vorspuknachträge: n, S. 187.


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TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 545. Essen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-2EC0-9