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Ich ging am späten Abend mit meinem Bruder nach Stollhamm. Gleich hinter Rimlingen führte uns der Fußpfad über den »Spukhamm.« Mit dem Spuk auf dem Hamme sollte es sich so verhalten, daß, wer im Dunkeln den Hamm betrat, den Weg hinüber sicher verlor, indem er den Steg, über welchen er den Hamm verlassen mußte, verfehlte. Wir glaubten nicht an Spuk und nahmen uns vor, denselben diesmal zu Schanden zu machen. Mit größter Sorgfalt verfolgten wir, freilich ohne eine Laterne bei uns zu führen, den betretenen Pfad, dennoch war der Pfad nach kurzer Zeit verloren. Wir gingen jetzt geradezu und trafen auf den Graben, fanden aber den Steg nicht. Wir verfolgten den Graben und gelangten zurück an den Steg, über welchen wir auf den Hamm gekommen waren. Mit verdoppelter Vorsicht wiederholten wir den Versuch, nicht aber mit besserem Erfolge; an den gegenüberliegenden Graben gelangt, verfolgten wir denselben, ohne einen anderen Steg zu finden, als den ersten, der uns auf den Hamm geführt hatte. Zum dritten Mal machten wir den Versuch und wieder vergeblich. Vor dem Graben angekommen, teilten wir uns jetzt, mein Bruder verfolgte ihn nach rechts, ich nach links; an dem einen ersten Steg trafen wir zusammen, ohne den zweiten gefunden zu haben. Jetzt kehrten wir nach Rimmlingen zurück, um uns eine Laterne zu leihen. Bis in die Mitte des Spukhamms mochten wir mit Hülfe derselben den Weg gewahrt haben, da blies uns der Wind die Laterne aus. Wir verloren gleich darauf wieder den Weg und mußten nochmals umkehren, um die Laterne wieder angezündet zu bekommen. Man bestritt uns, daß wir den Weg über den Hamm in der Nacht überhaupt würden finden können. Indem wir aber jetzt die Laterne vor dem Winde schützten, behielten wir den Pfad und trafen nun auch vor demselben den Steg. Wir waren damals 16 und 18 Jahre alt. – Solcher Spukhämme, auf welchem man des Nachts aller Sorgfalt ungeachtet sich verirrt und von welchen man nicht wieder wegfinden kann, gibt es in den Marschen mehrere. Auch das Dauensfeld bei Heppens, später zu den preußischen Hafenbauten herangezogen, war ehedem ein solcher Spukhamm.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. Sagen. Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. Erstes Buch. Sechster Abschnitt. 187. Spukhafte Erscheinungen von leblosen Dingen. e. [Ich ging am späten Abend mit meinem Bruder nach Stollhamm. Gleich]. e. [Ich ging am späten Abend mit meinem Bruder nach Stollhamm. Gleich]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-3404-6