Splendid isolation

Man war Hans Dampf in allen Gassen,
Blies jede Suppe weit und breit,
Jetzt sind wir plötzlich ganz verlassen
Und heißen's schöne Einsamkeit.
Wir teilten schmerzlich Rußlands Nöte
Und waren tiefen Mitleids voll,
Wir lieferten nach Rom den Goethe,
Und gratis zwar, mit Fracht und Zoll.
Auch England hat uns oft gesehen,
Wir brachten unsre Liebe dar,
Wir mußten neulich brünstig flehen,
Als Spaniens König hiesig war.
Wir liefern junge Fürstentöchter,
Nach Holland auch den Prinzgemahl,
Ja, die regierenden Geschlechter
Sind meistens deutsches Material.
Wir lassen niemand ungeschoren
Und sind in allen Fällen da,
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Wir tauschen alte Professoren
Und Grüße mit Amerika.
Geburten, Taufen oder Leichen
Erfolgen niemals unbewacht,
Und Trauer- oder Freudenzeichen
Hat stets der Telegraph gebracht.
Recht wie ein Schmock, der dienstbeflissen
Die Achtung vor sich selbst verliert,
Zudringlich und hinausgeschmissen, –
Das heißt man »glänzend isoliert«.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Politisch Lied. Splendid isolation. Splendid isolation. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5269-5