[»Dich lieb' ich stets«, sang deine süsse Stimme]

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»Dich lieb' ich stets«, sang deine süsse Stimme,
Und mit dem Wort gabst du ein lieblich Blicken,
Das fiel in's durstge Herz, labend Erquicken,
Als wenn im Dunkel Morgenröthe glimme.
Ja dich nur lieb' ich stets, auch wenn im Grimme
Mir Leid, Weh, Noth das Leben noch will schicken,
Die Worte sing' ich laut noch mit Entzücken
Wenn ich den dunkeln Fluß hinunter schwimme.
So tönte Orpheus Laute in den Wogen
Und widerklang das tiefe Bett des Flusses,
Die Ufer sangen nach die herben Schmerzen.
Wenn schon der Tod gespannt den finstern Bogen,
Denk' ich des Blicks, des Klangs, des süssen Kusses,
Und singe leis': Du blühst mir noch im Herzen.

Notes
Erstdruck in: Phantasus, Bd. 2, Berlin (Realschulbuchhandlung) 1812.
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TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. [»Dich lieb' ich stets«, sang deine süsse Stimme]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5334-4