[38] Zweifel

Sind es Schmerzen, sind es Freuden,
Die durch meinen Busen ziehn?
Alle alten Wünsche scheiden,
Tausend neue Blumen bluhn.
Durch die Dämmerung der Thränen
Seh ich ferne Sonnen stehn, –
Welches Schmachten! welches Sehnen!
Wag' ich's! soll ich näher gehn?
Ach! und fällt die Thräne nieder
Ist es dunkel um mich her,
Dennoch kömmt kein Wunsch mir wieder,
Zukunft ist von Hoffnung leer.
[39]
So schlage denn, sterbendes Herz,
So fließet denn, Thränen, herab,
Ach Lust ist nur tieferer Schmerz,
Leben ist dunkeles Grab. –
Ohne Verschulden
Soll ich erdulden?
Wie ist's, daß mir im Traum
Alle Gedanken
Auf und nieder schwanken!
Ich kenne mich noch kaum.
O hört mich ihr gütigen Sterne,
O höre mich, grünende Flur,
Du, Liebe, den heiligen Schwur:
Bleib ich ihr ferne,
Sterb ich gerne.
Ach! nur im Licht von ihrem Blick
Wohnt Leben und Hoffnung und Glück.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Zweiter Theil. Des Jünglings Liebe. Zweifel. Zweifel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-558C-E