Gestoßener Seufzer

Kreuzt mir die Lustjacht in der Badewanne?
Knirscht mir das Auto auf dem gelben Kies?
Bräunt mir das Roßbüff in der Kupferpfanne?
Blitzt mir am Hemd der Diamant-Türkis?
Hin hauch ich einen Seufzer des Verzichts:
ich brings zu nichts.
Ich weiß nicht, was das ist und wie ichs treibe . . .
Ich spare manchen vordatierten Scheck.
Und dann naht Lottchen mit dem Lotterleibe,
und dann ist alles wieder weg.
Infolge ihres Liebesunterrichts . . .
Ich brings zu nichts.
Die andern häufen so Vermögen auf Vermögen.
Die andern wandeln durch das Goldportal.
Ich aber kann mir nichts nach hinten legen;
ich hab noch nie – und möchte auch einmal.
Der Reichtum ist der Lohn des Bösewichts.
Ich brings zu nichts.
So lern doch endlich von den andern Knaben
die einzig brauchbare Philosophie:
Es g'nügt nicht nur, Verhältnisse zu haben –
sie leben alle über sie.
Trink aus der Nachbarin Champagnerglas!
Bleib schuldig Miete, Liebe, Arzt und Gas!
Bezahl den Apfel – friß die Ananas!
Wer also handelt, bringts zu was.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Gestoßener Seufzer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5EAC-F