Jener

»Was haben Sie eigentlich gegen ihn?
Er ist diskret und stets bescheiden.
Er hat doch alle Sympathien –
was wolln Sie uns den Mann verleiden?«
Ja, gegen Wilhelm ist er Gold.
Das will nun aber nichts besagen.
Daß jedermann ihm Achtung zollt,
bedeutet: er ist leicht zu tragen.
Und so bequem. Ist das ein Mann
der Republik? Ein Mann der Massen,
daraus er stammt? Sehn Sie sichs an:
Er kann von aller Herkunft lassen.
Ich weiß: man kann nicht immer so.
Ich weiß: er soll repräsentieren.
Ich weiß: abhängig vom Büro . . .
die Position . . . er muß paktieren . . .
Der Arbeiter sah hoffnungsvoll
auf seinen Mann. Dem wollt er dienen.
In langen Jahren wuchs der Groll:
»Einer von uns? Einer von ihnen!«
Vergessen, was man lebenslang
für die Genossen schön gepredigt?
Ein Gang die Reichswehrfront entlang –
und Marx und Bebel sind erledigt.
[473]
Sechs Jahr kein Wort, das uns bewegt.
Kein Wort für die in den Fabriken.
Kein Wort, das unsre Zeit erregt –
nur Gehrock, Messen und Musiken.
Ein wahres Herz verliert sich nie.
Der ist den breiten Weg gegangen.
Wie die Partei. Er ist wie sie.
Man darf wohl nicht zu viel verlangen.

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TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1924. Jener. Jener. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-6BD7-2