Der Schmaus

Die schwarze Nacht verbreitet wieder
Ihr melancholisches Gefieder;
Der sternenvolle Himmel brennt:
Doch Komus kömmt, der Wein und Lieder
Uns seinen Freunden gönnt.
Des frohen Komus Fackel glänzet
Uns schöner, als die Sonne glänzet:
Er selbst eröffnet unsern Schmaus,
Mit Epheu feierlich bekränzet,
Und ruft den Frieden aus.
Ich, droht er, flieh und laß euch streiten,
Wofern ihr nicht auf andre Zeiten
Den schulgelehrten Zank verschließt,
Nicht, fern von trocknen Streitigkeiten,
Des Lebens heut genießt.
Laßt sich, mit Bluhmen in den Haaren,
Die Grazien und Musen paaren,
Nur diese lade Bacchus ein!
Mit ihnen nur, ihr habts erfahren,
Schmeckt auch der beste Wein.
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Scherzt, doch mit freundschaftvollem Herzen!
Wer stets mit stachelreichen Scherzen
Auf liebe Freunde schalkhaft paßt,
Und jauchzend lacht bey ihren Schmerzen,
Sey ihrer Feinde Gast!
Ja, ja, wir wollen alles meiden,
Was dir misfällt, du Gott der Freuden,
Der uns mit Wein entgegen lacht!
Stoßt an, anstatt hier Durst zu leiden!
Auf eine Götternacht!

Notes
Erstdruck in: Poetische Werke von J.P. Uz. Erster [Zweyter] Band, Leipzig (Dyck) 1768.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Uz, Johann Peter. Der Schmaus. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-72DF-A