Die versöhnte Daphne

Im Schatten einer alten Eiche
Saß Daphne, da die Sonne wich:
Als in dem einsamen Gesträuche
Myrtill sich ihr zur Seite schlich.
Er will den Liljenhals umfassen
Und sich um ihren Kuß bemühn.
Umsonst! nichts wird ihm zugelassen:
Sie zürnt und will von dannen fliehn.
Was wird von Schönen uns versaget,
Das kühne Schalkheit nicht erpreßt?
Da Daphne flieht und sich beklaget,
Hält ihr Myrtill sie schmeichlend fest.
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Myrtill erzwingt von Daphnen Küsse,
Indem ihr Arm ermattet kämpft.
Denn, ach! ein Kuß ist viel zu süsse,
Und hat schon manchen Groll gedämpft.
Sie schlägt die Augen schamroth nieder:
Das blöde Mädchen thut sich Zwang
Und eifert auf gewisse Lieder,
Die jüngst Myrtill der Chloe sang.
Doch fährt sie fort, um dir zu zeigen,
Daß ich mit dir nicht zürnen will:
Ich will zu fernerm Frevel schweigen;
Küß immer noch einmal, Myrtill!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uz, Johann Peter. Gedichte. Sämtliche poetische Werke. Lyrische Gedichte. Zweytes Buch. Die versöhnte Daphne. Die versöhnte Daphne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-736B-6