An ***

Mit finstrer Stirne stehn wir da,
Und ordnen das Geschick der Staaten,
Und wissen, was bey Sorr geschah,
Und wissen Oesterreich zu rathen.
Indeß wird nicht daran gedacht,
Daß itzo Zeit zu küssen wäre.
Denn steigt nicht schon die braune Nacht,
Die Freundinn Amors, aus dem Meere?
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Erkennet euren Eigensinn
Und daß die Zeit geflügelt scheide.
Ihr schwatzt, sie fliegt, sie ist dahin,
Mit aller angebotnen Freude.
Ich will zu jenen Büschen gehn,
Die sanft von Zephyrs Ankunft beben.
Da hoff ich, Lesbien zu sehn,
Wann sichre Schatten uns umgeben.
Bereits ertönt in stiller Luft
Der Nachtigall verliebte Klage.
Sie hüpft von Zweig auf Zweig und ruft
Mit süssern Liedern, als am Tage.
Was wunder, wenn sie brünstig girrt,
Seit Amor mit gespanntem Bogen,
Bey dem ein voller Köcher schwirrt,
Dem jungen Frühling nachgeflogen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Uz, Johann Peter. Gedichte. Sämtliche poetische Werke. Lyrische Gedichte. Zweytes Buch. An ***. An ***. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-737F-9