[97] Die Besiegten II

Es zittert fern am Horizont ein schwacher Glanz;
Der Wind erhebt sich und erfrischt mit eis'gem Wehen
Das Laub der Wälder und das Blühn des Wiesenlands;
Des Frührots kalter Gruss lässt alles neu erstehen.
Der Osten fern erglüht, bleich wird die Silberbahn
Der Sterne, die im Gold des Äthers bald verborgen.
Ein froher Wächter ruft zur guten Zeit, der Hahn,
Hell schmetternd steigt die Lerche auf: das ist der Morgen.
Die Sonne bricht im Glanz hervor: das ist der Tag,
Der Tag, ihr Freunde, dessen freud'ger Strahl die Schleier
Vom dumpfen Schlummer hebt, dem unsre Schar erlag,
Und der vom Frasse scheucht die Wölfe und die Geier.
Und wunderbar! Der Strahl, der durch den Kürass drang,
Und durch das Erz ins Herz erneut die Kraft zum Hasse,
Die brennende Begier zu bessrem Untergang,
Den alten Zorn und Stolz von jeder edlen Rasse.
Aufrecht voran! Aufrecht voran und vorwärts! Mut!
Genug des Zauderns, dem wir schmachvoll unterlegen,
Zum Kampf! Zum Kampf! Denn unser wildes, heisses Blut
Soll rauchen auf der Schneide der gezückten Degen!

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TextGrid Repository (2012). Verlaine, Paul-Marie. Lyrik. Gedichte. Unlängst und Einst. Die Besiegten II. Die Besiegten II. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-7472-C