9.
O Einsamkeit, wo ihre schweren Sünden
Des Weltbeherrschers Tochter einst beweinte,
Wie läß'st du ganz mich ihre Qual empfinden!
Die einst ihr der Verbannten Haus umgrauet,
Schreckbare Felsen, deren kahle Wildniß
Ins öde grüne Meer hinunterschauet,
Verlaßner Strand, wo nur die Woge brandet,
Wo an der hochumrauschten Fischerhütte
Schon lange Boot und Kahn nicht mehr gelandet;
Ihr bargt ein Herz, in Sinnenlust verwildert,
Von Qualen einer Leidenschaft durchwühlet,
Wie keines Byrons Schmerz sie noch geschildert.
Leicht ist dem besten Herzen ein Verbrechen,
Sobald es liebt, noch leichter ist's dem kalten
Fühllosen Zorn zu strafen und zu rächen.
Schnell ist die strenge Welt bereit zu richten,
Weil sie ein flammendes Gefühl der Liebe
Nicht schaffen kann, so will sie's doch zernichten.
O Julia, laß mich theilen deine Thränen,
Die Schwermuth der Verbannung, die Erinn'rung
Vergangner Lust, verlorner Heimath Sehnen.
[121]
Auch meine Liebe hat sie schlimm gedeutet,
Die fluchbeladne Welt, und ihre Blumen
Wie giftig Unkraut gänzlich ausgereutet.
Auch mir lag eine Julia in den Armen,
Und Schuld und Unschuld, ach sie nannte beides
Verbrechen ohne Scheu und ohn' Erbarmen.
So schließe denn der Felsen alte Trauer
Uns ein, und gern, verstoßne Kaisertochter,
Umarm' ich hier dich ohne Furcht und Schauer.
Sie mögen höhnisch unsre Namen schmähen,
Mir bleibt mein Herz, und jene matten Stimmen
Laß sie im Meeresbrausen untergehen.