Die fünfundfunfzigste Fabel.
Von zweien Feinden.

Zwen feind waren in einem schif
Ueber zu farn das mer so tief,
Konten sich nit zamen vertragen;
Darumb sie von einander lagen:
Der eine lag im fürcastel,
Der ander saß im hinderteil.
In dem ein großer wind her webt,
Ein grausam sturm sich bald erhebt,
Daß die schifleut beid leib und leben
Und alles hetten übergeben.
Da fragt der vorn im schiffe war:
»Welchs end des schiffs kriegt erst die far?«
Der steurman sprach: »Das hinderteil.«
Da antwort der: »So hats kein feil;
Wenn ich mein feind erst sterben sich,
Dest lieber wil begeben mich!«
Wenn ein mensch tut den andern haßen,
Der weiß sein selber keine maßen.
Mancher get dest lieber in tot,
Wenn er der pein ein gsellen hot.

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TextGrid Repository (2012). Waldis, Burkhard. Fabeln. Esopus. Zweiter Theil. Das dritte Buch. 55. Von zweien Feinden. 55. Von zweien Feinden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-91C4-2