Vergnügt und frölich

Ha! kom, gut geschirr zu machen
weil wir die gelegenheit;
laß uns singen, springen, lachen
ohn fürsorg und traurigkeit;
laß uns sorg und müh betriegen,
die uns unsre freud bekriegen.
Laß erfrischend uns purgieren
alle dämpf, so unser hirn
mit geiz und ehrgeiz beschmieren
und mit rünzlen unsre stirn,
und die uns den kopf zureißen
und das haar, vor alter, weißen.
Laß uns unverdrüßlich leben
recht auf gut philosophisch,
unsre seelen nicht verweben
melankolisch wie stockfisch,
sondern fliehen und vermeiden,
so vil möglich, alles leiden.
»Ein gemüt, das nach gut trachtet,
ist ohn ruh, ohn wohn, ohn witz;
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Charon der den reichtum achtet
als einer spinadeln spitz,
lasset sich die arme bauren,
wie die herren selbs, betauren.«
Darum laßt uns nu vergessen
aller sorg, angst und gedichts,
frölich an dem tisch gesessen
vernüget mit unserm nichts,
dan den schedel wir zerbrechen,
wan wir geld zusamen rechen.
Wan mein Musa mich gewehret,
wan ich will, der poesie,
ist das, so mein herz begehret
ohn andere fantasie.
»ein frei wol vergnügtes leben
ist nicht um ein land zu geben.«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. Vergnügt und frölich. Vergnügt und frölich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-940B-E