Abwesenheit

Recht gleich wie diese erd
mit finsternus wird überspreitet,
wan Phöbus seine pferd
hat in den nidergang beleitet;
also ist mein gesicht verblichen,
weil meine Myrt, mein Liebelein,
und meines herzens diebelein
von mir hinweggewichen.
Gleich wie, wan sich die son
in ihr westhaus zu nacht verstecket,
mit sternen klar der mon
das weite firmament bedecket;
also bin ich mit leid umfassen,
weil meine Myrt, mein Nymfelein,
mein tröstelein, mein schimpfelein,
mich hinder ihr gelassen.
Gleich wie Apollons pracht
mit dem rotlecht vergüldten morgen
vertreibet bald die nacht
und mit der nacht die finstre sorgen;
also wird mein schmerz weggenommen,
wan meine Myrt, mein herzelein,
mein wohnelein, mein scherzelein
wird wider zu mir kommen.
Gleich wie der sonnen kraft
auf erden alle ding ergetzet
[67]
und die gewächs mit saft
mit blumen alles feld besetzet;
also soll ich mehr lusts genießen,
wan meine Myrt, mein schätzelein,
mein herzkützlendes schmätzelein,
mich küssend wird begrüßen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weckherlin, Georg Rodolf. Gedichte. Gedichte. Abwesenheit. Abwesenheit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-942B-4