Modernes Mädchen

Das ist einfach wundervoll
In unsern Tagen,
Daß man wieder tanzen soll,
Nicht nur sich plagen!
Früher bei der Handarbeit
Die schweren Glieder;
Heut streckt man sich immer wieder
Recht lang und breit.
Ging sonst ein Mädchen schwärmen,
Was gab's für ein Geschrei,
Ein Härmen, ein Lärmen,
Als wär's mit ihr vorbei.
Wenn heut die Pauken dröhnen,
Dann tanzt das Mädchen nackt.
Die Schönen gewöhnen
Sich dran in jedem Takt.
Weil kein Weib edlere Waffen hat
Im Kampf um irdisches Glück,
Als wie sie der Himmel geschaffen hat
Als höchstes Meisterstück.
Wenn's der Teufel auch streng betreibt,
Daß man zimperlich zu Hause bleibt,
Rastlos stürmen doch Weib und Welt
Immer vorwärts, wie's Gott gefällt.
Denn die Welt wie das Weib zeigt ganz
Die gleiche höchste Präponderanz
Zum Tanz.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Wedekind, Frank. Gedichte. Die vier Jahreszeiten. Winter. Tänze. Modernes Mädchen. Modernes Mädchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9517-C