Pirschgang

Laßt mich schnobern, laßt mich schnüffeln
Durch die Stille der Wälder fort.
Schon wittre ich das schwellende Fleisch der Trüffeln,
Der saftigen Brünetten von Perigord.
Hier ist der Ort. Ich wetze die Hauer,
Ich bohre den Rüssel wohl in den Grund –
Wie macht doch Arbeit das Leben sauer,
Die Seele krank und die Glieder wund!
Gierig verschling ich die prickelnden Früchte,
Bis mich der Satan im Rücken kneipt –
Es ist die alte Passionsgeschichte,
Daß unsere Freude sich selbst entleibt.
Sie läßt sich erjagen, sie läßt sich haschen,
Die Pulse fliegen, das Herz schlägt wild.
Und zieht man die Himmelstochter auf Flaschen,
Sie schwindet dahin wie ein Schattenbild. –
Noch eine der haltbarsten Delikatessen
Ist frischer Lippen flammender Kuß;
Der Hunger steigert sich mit dem Essen,
Und im Genießen wächst der Genuß.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Wedekind, Frank. Gedichte. Die vier Jahreszeiten. Herbst. Pirschgang. Pirschgang. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-954F-0