8.

Sie schliefen. – So schlief auch Polyphem;
Und geblendet ward der Riese
Durch den herrlichen Dulder Odysseus. Soll
Ich jetzo blenden auch diese?
Ja, soll ich mit glühendem Korkzieher euch
Die glotzigen Augen ausdrehen?
Kein unsterblicher Gott, ja, kein Hahn und kein Huhn
Würde je wieder danach krähen.
Denn wahrlich, Poseidons Söhne nicht,
Des bläulich gelockten, seid ihr –
Der Meergott schiert sich den Teufel um euch –
Zwei gemeine Gendarmen seid beid ihr!
[283]
Er wird den Dampfer zertrümmern nicht,
Wenn ich jetzt mich entferne von Bingen. –
O Phöbus Apollo, laß meine Flucht,
O laß sie gelingen, gelingen! –
Und ausdrücklich bemerk ich, daß rücksichtsvoll
Ich nicht geblendet die beiden.
Doch dem alten Soherr sprang ich sofort
An den Hals und jauchzte vor Freuden:
»Ade, Herr Soherr! Der Wein war gut,
Vorüber ist all mein Ärger!
Und lange noch werde ich denken an
Euern göttlichen Scharlachberger.
Ade! Euer Wein war trefflich; und
Ihn preis ich nach allen Winden –
Einst wird auch schlagen unsere Stund,
Da wird sich alles finden.«
[284]

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. 8. [Sie schliefen. - So schlief auch Polyphem]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-96AD-5