15.

Der Turm, der aus dem Dorfe ragt,
Erhebt der Glocken hell Getön;
Und neulich hat mir Franz gesagt,
Er sagte mir: ich wäre schön.
Wie das nun kommt, gern wüßt ich's bald –
Bin doch erst sechzehn Jahre alt.
Franz ist ein wilder Junge, traun!
Denn gestern in der Dämmerung,
Da sprang er übern Gartenzaun
Und küßte hurtig meinen Mund.
Und wie's geschah, ich weiß es nicht –
Franz hat ein allerliebst Gesicht.
Franz hat mir diesen Ring geschenkt
Und dieses Kreuz an rotem Band!
Er hat's mir selber umgehängt,
Und als ich sinnend vor ihm stand,
Viel seltsam Fragen macht' er da,
Und ich, ich glaub, ich sagte: Ja!
Ich weiß nicht, was ich ihm gesagt!
Genug, der Abend war so schön,
Der Turm, der aus dem Dorfe ragt,
Erhub der Glocken hell Getön;
Und ich, ich ging nach Haus und dacht,
Ich dacht an Franz die halbe Nacht.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Die Liebe. 15. [Der Turm, der aus dem Dorfe ragt]. 15. [Der Turm, der aus dem Dorfe ragt]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-970C-5