4. Der hönische Liebhaber

1.
Botz tausend Rosilis
Wils treflich theuer geben,
Das Närrgen meint gewiß,
Mann könn ohn sie nicht leben:
Ach nein es ist fürwar
So böse nicht gemeint,
Ich hab um die Gefahr
Schon gestern außgeweint.
2.
Wer doch aus Vngedult
Sich was zu leide thäte,
Vnd wegen seiner Schuld
Viel um Verzeihung bäte,
Es ist mir warlich leid,
Daß niemand alber ist,
Vnd ihr aus Dienstbarkeit
die stoltzen Füsse küsst.
3.
Ihr Leute seht doch her,
Mein wolt ihr nicht erschrecken?
Will jener oder der
Sie nicht im Leibe lecken:
Das Mäulgen macht sie krumm,
Die Augen sind erhitzt,
Die Nas' ist umm und umm
Ein bißgen zugespitzt.
4.
Jedoch der grosse Zorn
Ist wol noch auszuschwitzen,
Deßwegen soll kein Horn
Mir auf der Blatte sitzen,
Ihr rauhes Angesicht
Sey endlich wie es sey,
Vm ihren willen bricht
Mir doch kein Bein entzwey.
5.
Sie lasse künfftig ja
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Die grosse Boßheit streichen,
Man findet hier und da
Warhafftig ihres gleichen:
Drum sey sie nicht so kalt
Und lerne mich verstehn,
Sonst will ich also bald
Zu einer andern gehn.
6.
Fürwar ich liesse gern
Ein lustig Liedgen schallen,
Ach wäre nur mein Stern
Nicht auff den Mist gefallen!
Wiewol ich weiß wohin,
Ich schick ihn in das Hauß,
Zu meiner wäscherin,
Die wäscht ihn wieder auß.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. Gedichte. Der grünenden Jugend überflüssige Gedanken. Überflüssiger Gedancken drittes Dutzent. 4. Der hönische Liebhaber. 4. Der hönische Liebhaber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-98AF-F