[12] Des Knappen Eifersucht

Was spornest du den Rappen?
Wohin die blinde Flucht?
Es narrt dich tollen Knappen
Ein Traum der Eifersucht./
»Als Geier möcht ich steigen,
Mein Flug ging' hoch hinaus
Und sollte dann sich neigen
Zu meiner Gräfin Haus.
Ich schlüge mit dem Flügel
An ihre Kammertür,
Bis aufgesprengt der Riegel,
Und bleich sie träte für.
Bei ihrem stolzen Nacken
Wollt ich die Flechten fest
Mit starkem Schnabel packen:
Nun komm ins Geiernest!
Ich wollt aus scharfen Augen
Ihr spähen seelenwärts.
Fänd ich den Grund nicht taugen,
Zerhackt ich ihr das Herz.
Und aber aus den Lüften
Ich kreischend niederstieß'
Und wollte mich zerklüften
Am Wetterfahnenspieß.«

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Wille, Bruno. Des Knappen Eifersucht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A938-3