Serenata

Corydon, Neroldus, Aldonius, Malinor, Selanim.

Corydon:


Ich wehle mir ein Weib
Von hundert tausend Gulden,
Zu Tilgung meiner Schulden.
Mir macht der Secten-Schwarm,
Der Manichäer warm.
Drum ist vor meinen Leib
Der beste Zeitvertreib
Ein wohlbegütert Weib.
Ich lobe mir ein reiches Mädgen
Das Haus und Hof, und viele Gelder hat.
Bey angefüllten Kasten
Ists warlich wohl zurasten.
Die Schönheit macht den Leib nicht sat.
Wer sich ein Weib erwehlet ohne Geld,
Der hat sein Haus, sein Glück auf schlechten Grund gestellt.
[487]
Weg Schönheit und Verstand, weg artge Gaben;
Weg Munterkeit und Jugend;
Weg Häußlichkeit; weg Zucht und Tugend,
Mich soll ein reiches Mädgen laben.
Ich finde mein Vergnügen,
Wo alte Thaler liegen.
Mir gefällt,
Nur das Geld.

Nerlodus:

Nein, nein!
So bin ich nicht gesinnt,
Denn mich belustget nur ein Kind,
Das sich an Wissenschaft vergnüget,
Und an der Pallas Brüsten lieget.
Das Geld ist in dem Weiber-Orden,
Und in der Welt gemeine worden;
Allein,
Gelehrsamkeit, Verstand und Geistes Gaben,
Sind nicht so leicht zu haben:
Drum liebe ich, was rar und edel ist.
Gelehrtes Kind!
Ich heisse dich willkommen!
Du hast mein Herz genommen.
Dein Bild voll seltner Sitten,
Hat meinen Geist bestritten.
Die Liebe ist entglommen;
Du hast mein Herz genommen
Gelehrtes Kind!
Adonius:

Ein jung und schönes Weib
Ergötzet meinen Leib.
Ein Schnee gefärbtes Angesicht,
Das sich mit Rosen-Farbe mischt,
Und wo die reinlichsten Corallen
Selbst vor der Lippen Pracht und Schönheit nieder fallen,
Das heist ein Kind das mich erfrischt.
[488]
Ich achte nicht das Spielen in Gehirne,
Noch die mit Geld bedeckte Narben-Stirne:
Die Schönheit ist es nur die meine Freyheit raubt.
Alt und verlegen Geld
Das liebt und ehrt man immer;
Nicht aber alt und häßlich Frauenzimmer.
Die Schönheit zwinget mich zu lieben,
Und legt mir Band und Fesseln an.
Ich hab den Schwur gethan:
Ich will die Schönheit lieben.
Malinor:

Ich aber wehle mir
Mit Vorbedacht, mit sehnlicher Begier
Ein freundlich Angesicht.
Dahero nichts als holde Blicke, Minen und Geberden,
Der Seelen Uberwinder werden.
Verehrt man nicht die Charitinen,
Von wegen ihrer holden Minen?
Ein liebreich Wesen, Freundlichkeit
Beherrscht, besiegt, bekämpfet und bestreit
In Zorn in Wuth, in Noth und Schmerzen,
Die stärcksten Felßen Herzen.
Drum fallen meine Glieder,
Vor einer Charitine nieder.
Ich opfre meine Lebens-Geister
Der Freundlichkeit vor allen auf.
Geh schnödes Geld! geh Farb und Kleister!
Ich hemme euren frechen Lauf:
Ich opfre meine Lebens Geister,
Der Freundlichkeit vor allen auf.
Selanim:

Ihr liebet Stroh und Spreu,
Und wählet Tändeley.
Ich habe mir ein groß und ernsthaft Wesen
An einer Liebsten auserlesen.
[489]
Ein Großmuthsvoll, ein männlicher Geist;
Ein Helden-ähnliches Geblüthe;
Ein unverzagt Gemüthe
Ist würdig daß man ihm die stärkste Liebe weyht.
Ein Heldenmüthger Sinn
Nimmt meine Seele hin.
Diese Göttergleiche Tugend
Ist die Meistrin meiner Jugend,
Und nimt meine Seele hin.
Corydon:

Ich ändre meine Meinung nicht,
Dieweil sie mir das Glück verspricht.
Neroldus:

Ich bleib bey meinem Worte,
Denn es erbauet mir die schönste Ehren-Pforte.
Adonis:

Ich liebe auch biß an das Ende
Die schöne Hände.
Malinor:

Ich ehre, liebe, jetzt und allezeit,
Nichts anders als die Freundlichkeit.
Selamin:

Ich achte Schönheit, Geld und Gut
Gar nichts vor einen Heldenmuth.
zusammen:

Wir lieben; wir wünschen und warten aufs Glücke,
Die Hofnung ernehret den schmachtenden Geist.
So kommet geschwinde ihr himmlischen Blicke,
Damit sich die Seele des Kummers entreist!
Komm Glücke! Komm reiche uns gütigst, die Hände,
Und mache der Sehnsucht und wünschen ein Ende!
[490]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Vermischte Gedichte. Serenata. Serenata. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-ACA5-2