Uber die Aufnahme Sr. Hochwohlgebohrnen, Herrn Ludewig Wilhelm von Langenau, Siles. Equ. in die Deutsche Gesellschaft zu Jena, bezeugte ihr Vergnügen durch nachstehende Ode

Den 22. des Herbstmonats 1736.


Ihr Musen! laßt mich jetzt nicht schweigen!
Kommt! stehet mir mit Nachdruck bey,
Daß ich geschickt und: fähig sey,
Von eurer Söhne Ruhm zu zeugen.
Trinkt mir aus eurem Brunnen zu,
Erquickt die matten Lebens-Säfte,
Und gebt mir Feuer, Muth und Kräfte,
Daß ich nach Wunsch und Pflichten thu.
Kommt! helfet mir vor allen Dingen,
Die Ehre Schlesiens besiegen.
Du Mutter derer größten Weisen!
Elysien, du güldnes Land!
Dein Ruhm ist ja schon längst bekannt;
Was such ich dich alhier zu preisen?
Kein Ort wird in der Welt gesehn,
In welchem so berühmte Lichter,
So groß- und Feuer-reiche Dichter,
Als hier in Menge auferstehn.
Auf euch, ihr mächtigen Sudeten,
Hört man den Klang der schönsten Flöten.
[403]
Du bist wie Deutschland selbst bekennet,
Sein angenehmer Helicon.
In dir hat Phöbus seinen Thron,
Den man nach deinem Namen nennet.
Es scheint als wenn der Mutter Brust
Den ersten Trieb zum Dichten schenkte,
Als ob sie Geist und Sinne lenkte.
So kräftig zeigt sich hier die Lust:
In dir, du bist darzu erkohren,
Wird mancher Götter-Sohn gebohren.
Ein Hofmannswaldau kan dich zieren;
Ein Weltberühmter Lohenstein
Vergössert deinen Glanz und Schein,
Und weiß ihn höher aufzuführen.
Dein Opitz hat dir Ruhm und Lob
Durch seinen hohen Geist geschenket.
Ja, wer an Neukirchs Laute denket,
Der weiß, wie hoch er dich erhob.
Den Ruhm, den Gryphius erworben,
Ist noch bis jetzo nicht erstorben.
Ich werd entzückt! mir fällt jetzunder
Des grossen Günthers Name bey.
Und fragt der Vorwitz: wer er sey?
So folgt die Antwort drauf: Ein Wunder!
Ein Wunder bey dem Dichter Chor,
Ja ein Poet, dem keiner gleichet,
Und dessen Geist kein Witz erreichet.
So steigt Elysien empor!
Nur du weist Dichter aufzubringen.
Die zärtlich und erhaben singen.
[404]
In Ober- und Nieder-Sachsen
Grünt zwar auch jetzt der Musen Hayn;
Es zeiget uns der Augenschein,
Was hier vor edle Dichter wachsen.
Doch Schlesien behält den Ruhm;
Daß ihrer Söhne muntre Säyten
Den Vorzug aller Welt bestreiten:
Es bleibt der Musen Heiligthum.
Sucht dort ein Schwan hervorzudringen,
So hört man hier wohl hundert singen.
Der Adel von den größten Häusern
Nimmt Phöbus Cyther in die Hand;
Auch selbst der tapfre Ritter-Stand
Schmückt Haupt und Schlaf mit Lorber-Reisern.
Das schwache Alter ist bemüht
Die Säyten nach der Kunst zu rühren;
Die Jugend läßt im Dichten spühren,
Wohin sie Trieb und Neigung zieht;
Kein Jüngling ist so weit zu finden,
Dem nicht die Musen Kränze winden.
Der Ruf preißt uns zu diesen Zeiten
Ein Muster kluger Dichter an;
Er zeigt, was Langnaus Fleiß gethan;
Er rühmet seine Seltenheiten.
Ganz Schlesien ehrt ihren Sohn,
Der, weil er so entzückt gesungen,
Sich in ihr Heiligthum gedrungen;
Sein Fuß schmückt ihren Helicon.
Man sieht, wie ihn die Musen lieben,
Die sich nebst Ihm in Singen üben.
[405]
Bald spielt er einem Held zu Ehren,
Und streut Cypressen auf die Gruft.
Dort will sein Herz sich in die Luft
Zu des Erlösers Wunden kehren.
Hier nimmt er Davids Harfen-Spiel
Und sucht und findet seine Freude.
Der Sulamithin Seelen-Weyde
Ist seiner Feder liebstes Ziel.
Dort läßt er Lehren und Satyren,
Und andre nette Thöne spühren.
Elysien hängt Langnaus Lieder
(Der Neid wirft scheele Blicke drauf,)
In ihren Musen-Tempel auf;
Es lieben sie Salinens Glieder.
Die, so genau verbunden seyn,
Und sich nach Deutschlands Namen nennen,
Die müssen seinen Ruhm bekennen,
Drum schreiben sie ihn freudig ein.
Sie zeichnen ihn in ihren Orden,
Der nun so schön vermehret worden
In diese Sammlung nimmt man keinen,
Als welcher Kunst und Weisheit liebt.
Wer sich in Wissenschaften übt,
Derkan und darf bey ihr erscheinen.
Saline kennet Lagnaus Kiel,
Und die Gesellschaft seine Gaben,
Drum will sie ihn zum Mitglied haben,
Und nun erlangt sie auch ihr Ziel.
Die abgelegte Antrits-Rede,
Macht Phöbum froh, den Zoil blöde.
[406]
Hochwohlgebohrner! das Vergnügen,
So dir der Saal-Strand zugedacht,
Der Ruhm, den er dir dargebracht,
Bleibt auch der Nachwelt nicht verschwiegen.
Ich gönne dir den heutgen Preiß,
Und wünsche, daß noch größre Ehre
Dein schon erlangtes Lob vermehre;
Das Glück belohne deinen Fleiß.
Die Vorsicht wird dir Kräfte geben,
Das höchste Schicksal zu erleben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Lob- Ehren- und Glückwünschende Gedichte. Uber die Aufnahme Herrn Ludewig Wilhelm von Langenau in die Deutsche Gesellschaft. Uber die Aufnahme Herrn Ludewig Wilhelm von Langenau in die Deutsche Gesellschaft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-ACFA-2