Als ihro Wohl-Ehrwürden Herr Johann Balthasar Schmidt, Pfarr zu Drusen zum Rector in dem Evangelischen Lyceo zu Schmalkalden eingeführt wurde.

Den 23ten des Winterm. 1734.


In fremden Namen.

Ode.

Kunst, Gaben und Beredsamkeit,
Ernst, Freundlichkeit, Fleiß und Begierde,
Ist eines Lehrers unsrer Zeit
Sein wahres Augenmerk, sein Schmuck und seine Zierde.
Doch muß die Tugend sonderlich
Sein ganzes Herz besitzen und bewohnen;
Die Frömmigkeit muß allzeit in ihm thronen,
Damit man sagen kan: Er lebet würdiglich:
Weil, wie er sich bezeugt und handelt,
Der Hörer ebenfals die Bahn betrit und wandelt.
[334]
Des Kirchen-Lehrers Eigenschaft
Braucht auch ein Lehrer in der Schule;
Sein Amt erfordert gleiche Kraft,
Und hat er sie, so sitzt er würdig auf dem Stule.
Besitzt er Freundlichkeit, so kan,
Und mag er leicht durch zärtliches Bemühen,
So Aug, als Herzen nach sich ziehen.
Ja, nimmt er auch darbey ein ernsthaft Wesen an;
So kan man ihn nicht leicht beschämen,
Denn wo die Ehrfurcht herrscht, da ist auch Ruhm zu nehmen.
Der Fleiß die schöne Führerin
Zum Wachsthum, Glück und Wohlergehen,
Die ruft dem Lehrer zu: Ich bin
Das schönste Stück, auf das getreue Lehrer sehen.
Die Klugheit, welche Wohlfahrt bringt,
Die muß den Mund des Lehrers stets regieren,
Und seine Wort und Reden zieren.
Ja, die Beredsamkeit, die alle Herzen zwingt,
Muß auch aus seinem Mund erschallen;
So kan er stets nach Wunsch den Hörern wohlgefallen.
Doch muß der Tugend heller Schein,
Und Strahl aus seinem Wandel blitzen,
Sonst nimmt der Wahn den Lehrling ein:
Was selbst mein Meister liebt, daß muß mir auch wohl nützen.
Die Herzen sind warhaftig zart,
Man ist geschickt was Gutes einzuprägen,
Man kan auch Grund zum bösen legen.
Trajani Wahlspruch hat die Warheit offenbart:
Gleich wie der Hirt; so sind die Heerden:
Und gleich wie jener ist; so werden diese werden.
[335]
Die Schulen sind, wer läugnet dieß?
Vor unentbehrlich zu erwegen,
Weil ihre Lehrer da gewiß
Den Grund zur Wissenschaft und größrer Weisheit legen.
Hier wird die Jugend unterricht;
Hier wird der Weg zur Klugheit treu gewiesen,
Und ihre Schönheit angepriesen:
Damit sie dermahleins nach einem höhern Licht,
Vermögend sind der Kirch zu nützen,
Und auch die Policey mit Macht zu unterstützen.
Ein Gärtner spahret keinen Fleiß,
Noch Kunst, die Bäume zu bedienen,
Damit dieselben ihm zum Preis
Erwachsen, stehn und blühn, und auch mit Seegen grünen.
Die Schulen sind den Gärtnen gleich,
In welchen sich viel zarte Bäume zeigen,
Die muß des Lehrers Aufsicht beugen:
Er ist nach Gärtner Art an Fleiß und Sorgfalt reich;
Er wart und pflegt die muntre Jugend;
So zeigt sich endlich auch die Frucht durch Kunst und Tugend.
Hat man zu einem neuen Haus
Den dauerhaften Grund geleget;
Ey, so entspringt der Nutzen draus,
Daß es nicht leicht ein Sturm zersplittert u. beweget.
Die Lehrer in den Schulen seyn
Den Meistern der Gebäude gleich zu schätzen:
Wenn diese gute Gründe setzen;
So stellet sich gewiß der Jugend Wohlfahrt ein;
Die, so hernach an ihnen bauen,
Die können Nutz und Kraft von ihrer Arbeit schauen.
[336]
Ein solch geschickt und kluges Haupt
Hat man durch Clemens Tod verlohren;
Doch was der Tod durch ihn geraubt,
Das hat Gott und das Glück durch Schmidten heut erkohren.
Hier ist kein Abbruch und Verlust;
Ein Wechsel, bloß ein Tausch ist vorgegangen.
Der Werthe Mann, den wir empfangen,
Besitzet Clemens Geist und seine fromme Brust.
Es ist bey diesen Thun und Werken,
Des Höchsten Herrlichkeit und Weisheit wohl zu merken.
Du hast, berühmter Seelen- Hirt!
Die Gaben von dem Herrn erhalten.
Darnach so mancher seufzt und girrt,
Und die man nöthig hat die Kirche zuverwalten.
Du hast die Gaben, die das Amt
Der Lehrer in der Schulen wünscht und fodert:
Drum ist die Sehnsucht aufgelodert,
Drum haben dir auch nun die Väter insgesamt,
Dasselbe heute anvertrauet,
Weil man auf deine Treu und Würdigkeit gebauet.
Dein seelger Pathe hat nun dir
Den Lehr-Stul durch den Tod gegönnet:
Er gieng dir in der Arbeit für;
So fahre fort! laß sehn, daß gleicher Eifer brennet.
Nimm deine Untergebne an,
Verpflege sie wie dein erblaßter Pathe;
Wer zweifelt, daß dein Werk gerathe?
Denn alles, was du thust, das heiset wohlgethan.
Ich weiß dein Amt wird dir gelingen,
Und dein Begiessen wird gewünschte Früchte bringen.
[337]
Viel zarte Seelen sind erfreut,
Dieweil sie dich als Lehrer grüssen;
Sie sitzen in der künftgen Zeit,
Mit Lust und Munterkeit vergnügt zu deinen Füssen.
Die Herzen brennen vor Begier,
Aus deinem Mund die angenehmen Lehren
Zu ihrer Wohlfarth anzuhören.
Sie rufen, hörst du nicht? Die Lehren werden wir
Als einen Schatz bey uns verwahren,
Du solt von deinen Fleiß den Nutz dereinst erfahren.
Gelehrter Freund! ich freue mich
In meiner Brust an diesem Tage.
Die Freude bleht und reget sich,
Daher ich meinem Wunsch zwar kurz, doch redlich sage:
Ich wünsche dir zum neuen Stand
Gesundheit, Kraft, Muth, Frölichkeit und Stärke;
Gott segne alle deine Werke:
Und leit und führe dich mit seiner rechten Hand.
Doch will ich dieß noch bittend schreiben,
Du wollest nach wie vor mein treuer Freund verbleiben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zäunemann, Sidonia Hedwig. Gedichte. Poetische Rosen in Knospen. Lob- Ehren- und Glückwünschende Gedichte. Als Herr Johann Balthasar Schmidt zum Rector eingeführt wurde. Als Herr Johann Balthasar Schmidt zum Rector eingeführt wurde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AD64-C