Das Vierde Lied

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1.
Verzihet noch etwas ihr lieblichen Sterne/
Ach wincket und blincket ein wenig uns zu/
Bleib Röthin/ du güldnes Kind bleibe von ferne/
Weil itzo sich findet die süßeste Ruh.
In dem ich im Arme
Der Liebsten erwarme/
Halt/ Sonne/ dein Licht
Ein wenig verborgen/
Verjage den Morgen/
Weil itzo mir leuchtet der Liebsten Gesicht.
[182] 2.
Denn meine Geliebte wirfft güldene Straalen
Aus ihrem Gesichte so heuffig und mild/
Die unsere Zimmer so schöne bemahlen/
Wie irgend die Sonne die Berge vergüldt.
Sie kann mich erquicken
Mit güldenen blicken/
Darff sonsten kein Licht/
Sie bleibet geflissen
mich freundlich zu küssen/
Ihr Angesicht machet die Nächte zu nicht.
3.
Ihr Wangen-roth blühet von schönen Narcissen/
Die Rosen und Lilien mehren die Zier/
Die röthlichen Lippen seyn ähnlich den Flüssen/
Da Zucker und Honigseim quillet herfür.
Die Adliche Jugend
Ist immer in Tugend
und Sitten bemüht;
Die Venus muß weichen/
Ihr kann Sie nicht gleichen/
Sie schwebet in völliger Tugend und Blüth.
4.
Der Apffel von Golde/ das Zeichen der Schöne
Gebühret dier/ Schönste/ den geb' ich auch Dier/
Wie? bistu nicht herrlich- und schöner als jene/
Die Paris erhoben an Schönheit und Zier?
Die Schöne muß weichen/
Die Röthe verbleichen/
Die Tugend besteht;
Wie soll mann dich ehren?
Dein' Ehre vermehren/
Die über die leichteste Feder auch geht?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Sechstes Dutzend. Das Vierde Lied. Das Vierde Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE01-F