[50] Das Erste Lied

An seine Gedancken bey herzunahendem Frühlinge

Von lauter Anapästischen Versen/

[51] 1.
Auff! meine Gedancken seyd lustig von Hertzen/
In diesem angehendem frölichem Mertzen;
Ach sehet der Frühling erneuert sich nun/
Die Erde wil ihre Schatzkammer auffthun.
2.
Bald werden die lieblichen Blumen auffschiessen/
Bald werden Zeitlosen und Rosen entspriessen.
Bald werden wir holen die blaue Viol/
Die jeden ergötzet und riechet sehr wohl.
3.
Bald werden die Tulpen und Liljen ausblühen/
Die manchen zu ihrer Anmuhtigkeit ziehen/
Da könnet ihr/ meine Gedancken und Sinn/
Euch völlig ergötzen und letzen forthinn.
4.
Man höret die lieblichen Kinder der Lüffte
Schon singen/ daß wider erklingen die Klüffte/
Frau Nachtigal ruffet daß Hügel und Wald/
Daß Thäler und Berge/ daß alles erschallt.
5.
Sie loben den Schöpffer/ der ihnen das Leben/
Die fertige Zunge zu singen gegeben/
Die Lerche trieriret ihr tiretielier/
Es bincken die Fincken dem Buhlen auch hier.
6.
Die Auen stehn lustig mit Perlen betauet/
Es werden die Hirsche mit Freuden geschauet.
Wie färtig sie springen durch kreuter und klee/
Wie lustig sich machet das flüchtige Reh.
[52] 7.
Was unsre Poeten muß zieren und schmücken/
Das edele Lorberlaub sihet man blicken/
und machet uns einen recht-frölichen Muth;
Auff! meine Gedancken/ mein Leben und Bluth!
8.
Auff! meine Gedancken/ seyd lustig von Hertzen/
In diesem angehenden frölichem Mertzen/
Auff! sehet der Frühling erlustigt Euch recht/
Auff! meine gedancken/ mein gantzes geschlecht!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Erstes Dutzend. Das Erste Lied. Das Erste Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AE15-5