[87] Das Vierde Lied

In seiner eignen und vorigen Melodey

Auff begehren in bässere Verse gebracht.

1.
Der edle Schäffer Corydon
Saß einst in trauren tieff/
Gedacht an Fillis/ seine Sonn/
Darüber Er entschlieff/
und als er eingeschlaffen kaum
sein' Augen zugeschlossen/
macht Ihm durch einen süßen Traum
Cupido Liebes-Possen.
2.
Ihm daucht als wenn die Phillis käm
In stiller Ruh der Zeit/
Ihn freundlich in Ihr' Arme nähm'
und küsst' Ihn allbereit/
Daher sein Hertz vor Freuden wallt:
Wie soll ich das verstehen/
Sprach er zu seiner Liebsten bald/
Daß mirs so wohl sol gehen?
3.
Kaum aber einen Augenblick
genoss Er diese Lust/
Da ändert sich sein Schatten-Glück/
Das Ihn bethören must:
Cupido mit den Flügelein
Ein groß Gereusche machte/
Daß Corydon aus süßer Pein
alsbald vom Schlaff' erwachte.
[88] 4.
Ach sprach der gute Corydon/
Ach! Allerschönste Zier/
Schaffstu mir solche Freud' und Wonn'
In dem du weit von mier;
Was wird denn wohl dein zahrter Mund
Vor große Freude machen/
Wenn du bey mir/ wie ich/ verwundt
selbst schlaaffen soltst und wachen?

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Zesen, Philipp von. Gedichte. Gedichte. Frühlingslust. Anderes Dutzend. Das Vierde Lied. Das Vierde Lied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-AFCB-3