[1296] [1342]1477.

Mel. 67. Du auf den thronen etc.


1. O Haupt am Leibe so mancher gliederschafft! du Mann vom weibe, das du dir hast verhafft, an dessen seelige erziehung du auch verwendest alle bemühung!

2. Wir stehn verwundert, wenn wir zurücke sehn, und sind ermuntert dich innig zu erhöhn: doch wissen wir kaum, wo wir sollen worte hernehmen, so gern wir wollen.

3. Sey denn gepriesen vor das vergangne jahr: was du erwiesen, das ist uns offenbahr: ein jahr der wunder und der proben das ist nun wieder zurück geschoben.

4. Durch beydes sind wir dir näher zugerückt, und haben von dir auch wieder was erblickt; daß wir dir noch viel weiter trauen, und mit mehr kindlichkeit auf dich bauen.

5. Wir treten heute in etwas neues ein: wir deine leute, wir deine blut-gemein, erinnern uns auch unsrer brüder, schwestern und kinder, und aller glieder.

6. Laß alle classen in vollem brande stehn, und alles passen in Einem gleiß zu gehn: es bleib der schauplatz deiner wunder uns ein beständiger liebes-zunder.

7. Was angezündet in allen gegenden, was sich gegründet bey den grund-legenden, das müsse keine andre lehren, als von dem blute des Lammes, hören.

8. Der feinde wüten ist hier und da gar groß: wollst uns behüten in deinem arm und schoß. Wir haben wohl bisher gesehen, unser [1342] Herr läßt uns kein leid geschehen.

9. Du weiser Meister, halt deine seegens-hand über die geister, die du ins gnaden-band trotz aller feinde eingebunden: sie stehn ja alle auf deinen wunden.

10. O Liebe, rege dich ferner dieses jahr: mach deine wege und willen allen klar: und ruff herzu viel arbeits-leute, die dir einst bringen gewisse beute.

11. Dieselben orte, wo deine wanders-leut mit deinem worte schon samen ausgestreut, die seegne und behüte alle, daß nichts vom saamen daneben falle.

12. Auf welcher heyde auch boten wandern gehn, da laß zur freude vor dich und sie geschehn, daß überall ein seegen bleibe, und dir zum preise gewiß bekleibe.

13. Sieh auf Sanct Thomas nach deinem schmerzenvolck! denn ey was ist das? was zieht die zeugen-wolck? ein greulicher verachter haufe: o der kommt würcklich zur blutgen taufe.

14. Den Inseln allen, die um die gegend sind, laß gnad erschallen, damit sich jedes find, und komm zu deinen wunden-ritzen, da millionen schon seelig sitzen.

15. Den hirten-knaben, den muntern zeugen dort, die endlich haben an jenem kalten ort die schöne saat her bey geglaubet, werde kein körnlein davon geraubet.

16. Beyn Hottentotten wollst du das gnaden-werck, des sie nicht spotten, durch deine macht und stärck zu deiner ehre weiter bringen, und deinen sündern müß es gelingen.

17. Gedenck in liebe an unsre see-gemein: laß ihre triebe erweckt und munter seyn: und bring sie alle durch die wellen auf die verordnete seegens-stellen.


18. Gedenck in treuen an deine Hut 1 und Haag, 2 die dich erfreuen: und lasse nimmer nach dir deine stäten auszubauen, drinnen man soll deine wunder schauen.

19. Sind noch nicht alle, Hirt! deine schäfelein; sie sind im stalle, da alles dein allein. Wir wollen es unfehlbar gläuben, davon wird keines zurücke bleiben.

[1343] 20. In allen chören, seh man die gnade wehn, zu deinen ehren muß jeder tritt geschehn. Du Gottesflamm! wenn stehn die lande alle zusammen in deinem brande?

21. Der kinder-haufe erwachse dir zur zier, die kraft der taufe erfahren sie noch hier: laß auch in unsern waysen-häusern sich deine gnade magnetisch äussern.

22. O einger Hirte, wenn doch ein jedes hauß dich recht bewirtte, und du giengst ein und aus, daß sich dein herz bey uns erfreute! hör uns, und mache den anfang heute.

Fußnoten

1 Wacht.

2 Zaun.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 1477. O Haupt am Leibe so mancher gliederschafft!. 1477. O Haupt am Leibe so mancher gliederschafft!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3CD-4