[232] 302. Zaubernder Knabe.

Auf dem Lande wohnte ein Prediger, ein frommer Mann, der saß eines Tages in der Laube im Garten, da trat sein siebenjähriges Söhnchen an ihn heran und fragte ›Vater, soll ich mal Wetter machen?‹ Der Vater achtet nicht auf die Rede; plötzlich aber zieht ein Unwetter herauf, das den Prediger nöthigt, ins Haus zu flüchten. Am folgenden Tage sitzt er wieder in der Laube; da fragt der Knabe ›Vater, soll ich Mäuse machen?‹ Der Vater verweist ihm die Rede; aber der Knabe braucht wie am Tage vorher seltsame Zeichen und Worte und eine unermeßliche Mäuseschaar zieht heran und bedeckt den Garten. Am dritten Tage bleibt der Prediger im Zimmer. Auf dem Tische liegt das Brodmesser. Da fragt der Knabe ›Vater, soll ich machen, daß des Nachbars Kuh stirbt?‹ Der Vater, starr vor Schreck, antwortet nicht. Da nimmt der Knabe das Brodmesser, sticht damit in die Wand, und gleich darauf kommt die Nachbarin und klagt, ihre einzige Kuh sei soeben gefallen. Da zieht der Prediger das Messer aus der Wand und sticht es dem Knaben ins Herz.


Fräulein A. Krüger aus Rostock.


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TextGrid Repository (2012). Bartsch, Karl. 302. Zaubernder Knabe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-DA2B-5