[34] Frühlingslied

Es kam der Frühling mit Herrschermacht,
Da wollt' ich ein Lied ihm singen;
Er strahlte so hold in lieblichster Pracht –
Wie sollt' es da nicht gelingen?
Ich sah mir die Blüthenbäume an,
Dran alle Knospen gesprungen,
Sie waren gleich Bräuten angethan,
Von Schleier und Myrth' umschlungen.
Es nickten Blumen an jedem Steg,
Als ob sie selber sich streuten
Den schlanken Bräuten auf ihren Weg,
Beim Maienglockenläuten.
Die grünen Blätter im Buchenhain,
Umhaucht von weißem Gefieder,
Sie flüstern in alle Welt hinein
Die süßesten, wonnigsten Lieder.
Es lauschet den Tönen die Lerch' im Feld,
Es lauschen die Nachtigallen,
Aus Blüthensträuchern, vom Himmelszelt
Klingt wieder das fröhliche Schallen.
[35]
O, Frühling! Frühling! so hold und licht!
Fast will mir das Herz zerspringen!
Du – selbst der Schöpfung höchstes Gedicht,
Wer könnte dich würdig besingen?

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TextGrid Repository (2012). Büchner, Luise. Gedichte. Frauenherz. Spätere Tage. Frühlingslied. Frühlingslied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4662-8