[822] Ein trostreich Lid, aus dem 9. cap. des
Pro. Zacha. gezogē, auch auff die zukunfft des Herrn Christi zusingen, vnd derhalben daroben zu den Advent Lidern zusetzen vnd zubrauchen

[Erste Version]

In der weis, Nun welche je, etc. oder Regine thon.

1.
Frolock, o Tochter Zion, fast
erjauchz, du Christlich gmeinde!
Es kommt dir jtz der werde gast,
dein Bräutgam vnd dein freunde.
Freu dich mit dem,
Jerusalem!
dein König kommt, on zirde,
Doch gnadenreich,
eim heiland gleich,
empfangt jhn mit begirde.
2.
Gantz sehr demütig kommet er,
das er dich nicht erschrecke,
Geritten auff eim füllen her,
das er sein macht verdecke:
Aber jdoch
so sigt er noch,
vnnd richtet auff mit freuden
Durch demut gros
sein reich on mos,
das ist ein sighafft reuten
3.
Dan also will ich, spricht der Herr,
die gotlosen ausrotten,
Der hohen pferd vnd jr gesperr,
da ist der stoltzen, spotten:
Ir vngestüm
vnd grossen grimm
soll er allein erlegen
Mit seiner stimm,
das niemand rüm
vor Got etwas vermögen.
4.
Sein demut jren pracht vernicht,
sein geist jr fleisch verachtet,
Sein predig jr streitbogen bricht,
jr ratschlag er verlachet,
Dieweil er lehrt
frid auff der erd
durchs Evangeli frone,
Nachts gwissen frej
durchn glauben neu,
vor Got fridsam zustone
5.
Vnnd wiewol er ist fridlich still,
noch wachßt sein reich behende,
Auch wider der Tirannen will,
bis an der welt jr ende,
Vō einem Meer
zum andern sehr
in Inseln kommt es auffe,
Das macht, man kan
nicht widerstan
seim Wort welchs hat den lauffe.
[823] 6.
Durch das blut seines Bunds so theur
lößt er die gfangnē aussen
Von der gruben sehr vngeheur,
darin kein wasser saussen,
Sond' voll not,
voll sünd vnd tod
vnd allem greuel ware:
Die hat er nun
durch sein gnugthun
zerstört, befridigt gare.
7.
Derhalben seit des sigs vernügt,
jr arm beträugte leute!
Ir die auff hoffnung gfangen ligt,
kehrt zu der festung heute!
Besitzet sie
in glauben hie,
so bleibt jr sighafft Helden,
Dan er verkünd,
heut sei er gsint
dirs doppel zuvergelten.
8.
Jauchtz, Tochter Zion, spricht der Herr,
dan ich dein kinder wille
Erwecken vber alle ferr,
das ichs mit gnad erfülle,
Will stellen dich
gantz sicherlich
gleich wie eins Risen schwerdte,
Welchs jm nimand
nimmt aus der hand,
dan mein wort ewig wärte.
9.
Der Herr der wird erscheinen auch
vber die kind' seine
Dz er sie zu Apostlen brauch
die sein wort lehren reine:
Der HERR der würd,
wie sich gebürt,
die Posaun als dan blasen
Vnd tretten her
wie wetter schwer
die sich vom mittag lassen.
10.
Der Herre der herscharen, Gott,
der wird sie selbst beschirmen,
Das sie durch sein wort vnd gebot
verzeren als vnd stürmen
Vnd vnder sich
gewaltiglich
die schläuderstein bezwingen
Vnnd girend sein
wie neuer wein:
dem eckstein mus gelingen.
11.
Dan in seim land vnd in seim reich
da werden auffgerichtet
Heilige stein, den kronen gleich,
die von jm han das lichte:
Was han sie dan
guts zu voran
[824]
vnd schöns vor andern mehre?
Das Korn, den most,
Gots wort vnd Trost,
dz stärckt jr jugend sehre.
12.
Nun disen most vnd dises korn,
dz Evangeli tröstlich,
Bringt dir sanfftmütig vnd on zorn
heut vnser Christus wäslich:
Derhalben vff!
nun frölich ruff,
du Christlich kirch zusammen,
›Hossanna sehr,
gelobt sej der
so kommt ins Herren namen!‹

[825] [823][Zweite Version]

1.
Frolok, o Tochter Sion, fast,
erjauchz, du Christlich Gmainde:
Es komt dir iz der werde Gast,
dein Bräutgam vnn dein freunde.
Fräu dich mit dem,
Jerusalem!
dein König komt on zirde,
Doch gnadenreich,
aim Hailand gleich,
empfang jn mit begirde.
2.
Ja gar demütig kommet er,
das er dich nicht erschrecke,
Geritten auf aim füllen her,
das er sein macht verdecke,
Aber jdoch
hält er plaz noch,
vnd richt auf durch sein leiden
Vnd demut gros
sein Reich on mos,
das haißt ain Sighaft reuten.
3.
Dan also will ich, spricht der Herr,
die Gotlosen ausrotten,
Der hohen Pferd vnd jr gesperr,
das ist der stolzen, spotten:
Ir vngestümm
vnd grosen grimm
soll er allain erlegen
Mit seiner Stimm,
das niman rüm,
for GOT etwas vermögen.
4.
Sein Demut jren pracht vernicht,
sein Gaist jr flaisch verachtet,
Sein Predig jr Streitbogen pricht,
jr Ratschlag er verlachet,
Diweil er lehrt
Frid auf der Erd
durchs Evangeli gütlich,
Machts Gwissen frej,
im Glaubē neu,
for Got zu stehn ganz fridlich.
5.
Vnd wiwol er ist Sanft vnd still,
noch wachst sein Reich behende,
Auch wider der Tirannen will,
bis an der Weltkrais ende,
Graßt von aim Mör
zum andern sehr,
inn Insuln es auch lendet:
Das macht, man kan
nicht widerstan
seim Wort, welchs sein lauf endet.
[823] 6.
Durch das Plůt seines Bunds so theur
lößt er die gfangnen aussen
Von der Grubē sehr vngeheur,
darin kain Wasser sansen,
Sonder voll Not,
voll Sünd vnd Tod
vnd allem Greuel ware:
Die hat Er nun
durch sein gnugthun
zerstört, befridigt zware.
7.
Derhalben seit des Sigs vergnügt,
Ir arm beträngte leute!
Ir die auf Hofnung gfangen ligt,
kehrt zu der Festung heute!
Besitzet sie
im Glauben hie,
so pleibt jr sighaft Helden,
Dan er verkünd,
heut sej er gsint
dirs zwifach zu vergelten.
8.
Jauchz, Tochter Sion, spricht der Herr,
dan ich dein Kind will bgnaden,
Erwecken vber alle ferr,
das ichs erfüll mit Gnaden,
Will stellen dich
ganz sicherlich
gleich wie ains Risen schwerte,
Welchs jm nimand
nimt aus der Hand,
wie man jn auch beschwärte.
9.
GOT der Herr wird erscheinen auch
vber sein Kinder klaine,
Das er sie zu Aposteln prauch
die sein Wort lehren raine:
Der Herr der würd
wie sich gebürt
die Posaun als dan plasen,
Vnn tretten her
wie Wetter schwer
die sich vom Mittag lasen.
10.
Der Herre der Hörscharen, Got,
wird selber sie beschirmē,
Das sie durch sein Wort vnd Gebot
alles zwingen vnd stürmen,
Vnn vuter sich
gewaltiglich
die Schlauderstain bezwingē,
Vnd girend sein
wie neuer Wein:
dem Eckstain mus gelingen.
11.
Dan inn seim Erbland vnd seim Reich
da werden aufgerichtet
Hailige stain, den Kronen gleich,
die von jm sind belichtet:
Was han sie dan
guts zuforan
[824]
vnd schöns for andern mehre?
Das Korn, den Most,
Gots Wort, den Trost,
das stärkt jr Jugent sehre.
12.
Nun disen Most vnd dises Korn,
das Evangeli tröstlich,
Pringt dir sanftmütig vnd on Zorn
heut vnser Christus wäslich:
Derhalben vf!
nun frölich ruf
du Christlich Kirch zusamen
›Hosanna sehr!
gelobt sej der
so komt ins HERREN Namen!‹

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Fischart, Johann. Ein trostreich Lid. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A736-E