[825] [823][Zweite Version]

1.
Frolok, o Tochter Sion, fast,
erjauchz, du Christlich Gmainde:
Es komt dir iz der werde Gast,
dein Bräutgam vnn dein freunde.
Fräu dich mit dem,
Jerusalem!
dein König komt on zirde,
Doch gnadenreich,
aim Hailand gleich,
empfang jn mit begirde.
2.
Ja gar demütig kommet er,
das er dich nicht erschrecke,
Geritten auf aim füllen her,
das er sein macht verdecke,
Aber jdoch
hält er plaz noch,
vnd richt auf durch sein leiden
Vnd demut gros
sein Reich on mos,
das haißt ain Sighaft reuten.
3.
Dan also will ich, spricht der Herr,
die Gotlosen ausrotten,
Der hohen Pferd vnd jr gesperr,
das ist der stolzen, spotten:
Ir vngestümm
vnd grosen grimm
soll er allain erlegen
Mit seiner Stimm,
das niman rüm,
for GOT etwas vermögen.
4.
Sein Demut jren pracht vernicht,
sein Gaist jr flaisch verachtet,
Sein Predig jr Streitbogen pricht,
jr Ratschlag er verlachet,
Diweil er lehrt
Frid auf der Erd
durchs Evangeli gütlich,
Machts Gwissen frej,
im Glaubē neu,
for Got zu stehn ganz fridlich.
5.
Vnd wiwol er ist Sanft vnd still,
noch wachst sein Reich behende,
Auch wider der Tirannen will,
bis an der Weltkrais ende,
Graßt von aim Mör
zum andern sehr,
inn Insuln es auch lendet:
Das macht, man kan
nicht widerstan
seim Wort, welchs sein lauf endet.
[823] 6.
Durch das Plůt seines Bunds so theur
lößt er die gfangnen aussen
Von der Grubē sehr vngeheur,
darin kain Wasser sansen,
Sonder voll Not,
voll Sünd vnd Tod
vnd allem Greuel ware:
Die hat Er nun
durch sein gnugthun
zerstört, befridigt zware.
7.
Derhalben seit des Sigs vergnügt,
Ir arm beträngte leute!
Ir die auf Hofnung gfangen ligt,
kehrt zu der Festung heute!
Besitzet sie
im Glauben hie,
so pleibt jr sighaft Helden,
Dan er verkünd,
heut sej er gsint
dirs zwifach zu vergelten.
8.
Jauchz, Tochter Sion, spricht der Herr,
dan ich dein Kind will bgnaden,
Erwecken vber alle ferr,
das ichs erfüll mit Gnaden,
Will stellen dich
ganz sicherlich
gleich wie ains Risen schwerte,
Welchs jm nimand
nimt aus der Hand,
wie man jn auch beschwärte.
9.
GOT der Herr wird erscheinen auch
vber sein Kinder klaine,
Das er sie zu Aposteln prauch
die sein Wort lehren raine:
Der Herr der würd
wie sich gebürt
die Posaun als dan plasen,
Vnn tretten her
wie Wetter schwer
die sich vom Mittag lasen.
10.
Der Herre der Hörscharen, Got,
wird selber sie beschirmē,
Das sie durch sein Wort vnd Gebot
alles zwingen vnd stürmen,
Vnn vuter sich
gewaltiglich
die Schlauderstain bezwingē,
Vnd girend sein
wie neuer Wein:
dem Eckstain mus gelingen.
11.
Dan inn seim Erbland vnd seim Reich
da werden aufgerichtet
Hailige stain, den Kronen gleich,
die von jm sind belichtet:
Was han sie dan
guts zuforan
[824]
vnd schöns for andern mehre?
Das Korn, den Most,
Gots Wort, den Trost,
das stärkt jr Jugent sehre.
12.
Nun disen Most vnd dises Korn,
das Evangeli tröstlich,
Pringt dir sanftmütig vnd on Zorn
heut vnser Christus wäslich:
Derhalben vf!
nun frölich ruf
du Christlich Kirch zusamen
›Hosanna sehr!
gelobt sej der
so komt ins HERREN Namen!‹

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fischart, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Ein trostreich Lid. [Zweite Version]. [Zweite Version]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A7B8-C