Der Baum auf Rivelin

Nach Ebenezer Elliott, dem Korngesetzdichter


Der Blitz, ein Araber, durchritt
Den Mond auf seiner Flucht,
Und über Rivelin zuckt' und stritt
Sternschein und Wolkenwucht.
Wild um sich mit den Ästen stieß
Die Eich' auf Rivelins Wall;
O! wer, da solch ein Sturmwind blies,
Konnt' hören ihren Fall?
Doch nun, o sieh: der Himmel blaut,
Die zorn'gen Wellen ruhn,
Und auf den Felsen Moos und Kraut
Flüstern verächtlich nun:
Daß Rivelins Berghaupt öd und bloß,
Daß sein Tyrann geschwächt!
Hab' acht, o Macht – denn Gott ist groß!
O Schuld – Gott ist gerecht!
Und beug' dich, Stolz, der sicher wohnt
Im goldbeschlagnen Turm:
Der Sturm, der deinen Herd nur schont,
Ist nicht der Zukunft Sturm!
Die Sterne zittern blöd und bleich,
Sich schüttelnd steht die Saat,
Der Wurm verkriecht sich im Gesträuch,
Wenn Gott im Zorne naht.
Doch will der Upas fallen nicht,
Wenn ihn der Herr durchfährt,
Dann kommt ein Säuseln, das zerbricht,
Was nicht der Sturm versehrt!

St. Goar, Februar 1844.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Freiligrath, Ferdinand. Gedichte. Ein Glaubensbekenntnis. 2.. Der Baum auf Rivelin. Der Baum auf Rivelin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B2E8-5