Wann?

Die Zeitung schreibt von braven Henkern,
Die Schwert und Augentuch
Voll Zorns in einen Winkel schlenkern,
Sprechend: »Es ist genug!
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In unsrer Seele schreit es Zeter –
Wir geben ihr Gehör!
Köpft selber eure Missethäter –
Wir köpfen keinen mehr!«
– Wann fallen so erst Deutschlands Karten,
Daß noch ein Henkeramt
Ihr Mund, die jetzo seiner warten,
Mit Offenheit verdammt?
Da sie ihr Mordzeug von sich schmeißen,
Ausrufend: »Nimmermehr!
Wir lassen lieber uns zerreißen!
Nur das – nur das nicht mehr!
Nein, nimmer! – Und für ehrlos gelte
Der deutsche Mann hinfort,
Der stümmelnd niederhaut mit Kälte
Das unbeschirmte Wort!
Der Hand legt an das Allerfreiste
Von allem, was da frei!
Der an dem Gott in uns, dem Geiste,
Ausübt Scharfrichterei!
Ist euch der Geist ein armer Sünder,
Wohl – tut ihn selber ab!
Drauf eure Vierundzwanzigpfünder!
Drauf – in Galopp und Trab!
Doch wir: – ins Weltmeer unsre Schere!
Hinschwemme sie der Rhein!
Kein deutscher Mann, kein Mann von Ehre
Will Zensor fürder sein!«

St. Goar, Januar 1844.

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TextGrid Repository (2012). Freiligrath, Ferdinand. Gedichte. Ein Glaubensbekenntnis. 2.. Wann. Wann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B34E-C