2. Liebe/ der Poeten Wezz-stein

1.
Warum ich nur von Lieben
die Blätter voll geschrieben/
warum mein Buch verzärtlet lacht:
möcht' einer wundernd fragen.
Drüm wil ich selber sagen
was mich darzu hat angebracht:
2.
Der Feuer-hauch der Musen
hat meinen engen Busen
mit solchen Flammen nicht gerührt.
Apoll ist hier nicht Meister/
nicht Pallas/ so die Geister
auff Helikons Gebüsche führt.
3.
Die Lust/ die Red' und Blikke/
der Glieder ihr Geschikke/
und was Rosillen mehr beschönt:
Ihr Wesen/ Kleidung/ Lachen
Betrübniß/ Schlaf und Wachen
hat mich mit Efeu umgekrönt.
4.
Straks bin ich ein Poete/
wenn ihre Wangen-röhte
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im weissem Alabaster blikkt.
Wenn in die göldne Seiten
wil ihre Kehle streiten/
so werd' ich auß mir selbst entzükkt.
5.
Ist wo ihr Leib entblösset:
so bin ich schon beflösset
mit Wasser auß dem Pferde-Guß.
Auff ihr Bewegen/ regen/
wächst mir geschwind entgegen
ein Buch/ das Troja trozzen muß.
6.
Der mag die Tugend melden
und der die alten Helden
auß Teutschland tragen zu Papier/
der hohe Sachen schreiben:
Ich wil die Liebe treiben
und wie Rosille mir komt für.
7.
Der Schiffer schwazzt von Stürmen/
der Krieger praalt von Türmen
die er so oft erstiegen hat/
der Bauer lobt die Felder/
der Jäger Wild und Wälder/
der Reisender so manche Stat:
8.
Ich bin ein Jungfer-lieber/
die Zunge geht mir über
von dehm/ was auß dem Hertzen quillt.
Wer mich hierum wil schelten/
der fluche den Gewalten/
die ob uns hat ein Weibes-Bild.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Stieler, Kaspar. Gedichte. Die geharnschte Venus. Filidors Geharnschter Venus erstes Zehen. 2. Liebe der Poeten Wezz-stein. 2. Liebe der Poeten Wezz-stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-17AF-1